Kulturmanager, Literat & Satiriker


25. Mai 2021

Nicht nur Thielemann

Die Süddeutsche Zeitung brachte die Nachricht, dass der weltberühmte Dirigent der Sächsischen Staatskapelle über die Saison 2023/24 keinen weiteren Vertrag erhalten wird, es ist das Jahr, in welchem die Regierung Kretschmer sich wieder dem Votum der Sächsinnen und Sachsen stellen muss, und ob die Sächsinnen und Sachsen noch einmal mehrheitlich ihr Kreuz hinter der CDU machen, ist eine offene Frage, wie die Frage, ob die Ministerin für Kunst und Tourismus, Barbara Klepsch im Jahre 2024 gemeinsam mit Christian Thielemann in Dresden die Bühne verlassen muss, weil die Sächsinnen und Sachsen nicht länger von Michael Kretschmer regiert werden wollen, und Tino Chrupalla zum Sachsenherrscher wählen, denn die AfD würde die stärkste politische Kraft in Sachsen werden, würde denn jetzt und nicht im Jahre 2024 gewählt.

Aber noch ist Barbara Klepsch für die Kultur und den Tourismus in Sachsen zuständig, welche nicht nur die Sächsinnen und Sachsen, sondern auch den Rest der Welt wissen ließ, dass die Operntheater, sprich die Semper-Oper neue Wege gehen müssten, auch sprach Frau Klepsch von zeitgemäßen Interpretationen in den Musiktheatern und Konzertsälen und erwähnte, dass sich auch Frauen um die Nachfolge Thielemanns bewerben könnten, und sie sich freue, wenn Thielemann, mit seinem weltweit beachteten Profil, der Semper Oper und Staatskapelle erhalten bliebe.

Der Weltstar Christian Thielemann ist nach dem Jahre 2024 immerhin noch sporadisch erwünscht, der Dresden wahrlich nicht braucht, da er alle Spitzenorchester der Welt dirigiert, während der amtierende Intendant der Semper-Oper, ein Peter Theiler, sich auf Jobsuche begeben muss, und sich damit tröstet, dass auch für Frau Klepsch und ihren Ministerpräsident, Michael Kretschmer, das Spiel auf der politischen Bühne im Jahre 2024 möglicherweise ausgespielt ist und sein Nachfolger wird wirklich Tino Chrupalla, geboren in Weißwasser, und nicht in Weihwasser, und Innenminister wird Jan Zwerg, ausgestattet mit der Figur eines Catchers, der mit 35 Prozent das Direktmandat im Wahlkreis 3 des Sächsischen-Schweiz-Osterzgebirge bei der Sachsenwahl 2019 gewann, ein Unternehmer, der in Freital wohnt, und im Jahre 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise den Gebrauch von Schusswaffen empfahl, um die Sächsische Heimat zu schützen. Und wer kann sich nicht vorstellen, das, wenn die AfD in Sachsen die Macht übernimmt, alle Muslime, auch die aus der Türkei, auf dem Wege nach Berlin, um Sachsen einen weiten Bogen machen und selbst die Autobahn von München nach Berlin meiden, die bei Leipzig über sächsisches Territorium führt?

Christian Thielemann hat noch drei Spielzeiten an den Ufern der Elbe vor sich, folgen wir dem Rechenmeister Adam Ries, der vermutlich am 2. April 1559 in Annaberg im Erzgebirge seinen letzten Seufzer tat, dem Ort im Erzgebirge, in dem 594 Jahre später Barbara Klepsch geboren wurde, die von 2001 bis 2014 Oberbürgermeisterin von Annaberg und Buchholz im Erzgebirge war – nämlich die Saison 21/22, die Saison 22/23 und als letzte die von 23/24. Aber vielleicht wird Barbara Klepsch auch die Nachfolgerin des 37. Ministerpräsidenten von Sachsen, eine Liste, die mit Bernhard August von Lindenau am 1. Dezember 1831 beginnt, der dem dritten König von Sachsen. Friedrich August II. als Ministerpräsident dienen durfte, der seinen Hofkapellmeister, er hieß Richard Wagner und stammte aus Leipzig, nach dem dieser mit seinem Freund, dem Hofarchitekten, Gottfried Semper, dem Erbauer des ersten und zweiten Hof-Operntheaters im Revolutionsjahr 1849 auf die Barrikaden stieg, und während des Mai-Aufstandes lautstark für Freiheit – und Menschenrechte die Stimme erhob, seine Huld und Gnade entzog, wie Barbara Klepsch und der derzeitige Sachsenherrscher Michael Kretschmer seinem weltberühmten Hofkapellmeister – Christian Thielemann, was immer die Gründe sein mögen, denn die Kunst des Dirigierens kann niemand Thielemann absprechen, zumindest diejenigen nicht, welche das Vergnügen hatten, Thielemann bei der Arbeit zu erleben.

König Friedrich August II. ließ seinen Hofkapellmeister Richard Wagner, der im Jahre 1849 lange nicht so berühmt war wie Hofkapellmeister Thielemann im Jahre 2021 steckbrieflich suchen, der zu seinem Freund Franz Liszt nach Weimar flüchtete, der ihm eine neue, wie auch falsche Identität besorgte, mit welcher der Komponist des Tannhäuser, Lohengrin, von Tristan und Isolde, und dem Ring des Nibelungen, in die republikanische Schweiz fliehen konnte, wie sein Freund Gottfried Semper, während August Röckel, ein weiterer Freund, und ebenfalls Kapellmeister an der königlichen Hofoper verhaftet und zum Tode verurteilt, dann zu lebenslanger Haft begnadigt, 13 Jahre auf der Festung Königstein und dem Zuchthaus Waldheim fristen musste und im Jahre 1862 als letzter Maigefangener entlassen wurde.

Friedrich August II. der noch 18 weitere Vornamen durch sein Leben trug, auch Venatius und Felix, im Gegensatz zu seinem Nachfolger Kretschmer, der nur den Namen Michael trägt, wie der Schutzengel Deutschlands und Bezwinger Satans, der auch als Patron der Fallschirmjäger und der Polizei in der Schweiz, Österreich und vermutlich auch in Sachsen angebetet und verherrlicht wird, starb übrigens am 9, August 1854, doch weder im Stadtschloss in Dresden, noch in Schloss Pillnitz, Schloss Hubertusburg, noch auf der Moritzburg, sondern im Gasthof Neuner in dem Dorf Brennbichl in Tirol, nach einem Unfall, denn ein Pferd hatte ihn getreten, nachdem, aus welchen Gründen auch immer, er aus der Kutsche stürzte. Ob Richard Wagner die Botschaft mit Freude hörte, ist unbekannt.

Bekannt ist jedoch, dass Barbara Klepsch nicht nur Ministerin für Kultur, sondern auch für Tourismus ist, und die Touristen strömen nach Dresden, weil die Stadt eine der Weltmetropolen der Kunst und Musik ist.

Die Sächsische Staatskapelle, deren amtierender Chefdirigent, Christian Thielemann, zu den Weltberühmtheiten zählt, wie auch dessen Vorgänger Fabio Luisi, Bernhard Haitink und Giuseppe Sinopoli, wurde im Jahre des Herrn 1548 durch den Kurfürsten Moritz von Sachsen gegründet, zwei Jahre nach dem Tode des Reformators Martin Luther, und sie ist das einzige Orchester, dass 473 Jahre ununterbrochen auf höchstem Niveau musizierte und musiziert. Und von 1697 bis 1756 firmierte die Kapelle unter den Kurfürsten Friedrich August I., besser bekannt unter dem Namen August der Starke, der nicht nur Hufeisen verbog, sondern auch im Bett seine Sexualstärke jederzeit abrufen und beweisen konnte, und seinem Sohn, Friedrich August II., als Kurfürstlich-Sächsische und Königlich-Polnische Kapelle, denn die beiden Sachsenherrscher, Vater wie Sohn, waren in Personalunion auch Könige von Polen-Litauen, und ihre Kapelle spielte in Dresden und Warschau. Die Distanz von Dresden nach Warschau über Bautzen, Görlitz, Liegnitz, Breslau, Lodz betrug damals wie heute 621 Kilometer.

Barbara Klepsch, unter dem amtierenden Sachsenherrscher, Michael Kretschmer, für Kultur und Tourismus zuständig, sprach von zeitgemäßen Interpretationen in Oper und Konzert, und sie lässt uns rätseln was damit gemeint sein könnte. Denkt Frau Klepsch an Kurzfassungen der Opern von Richard Strauss, an musikalische Petit fours, an süße Häppchen aus dem Rosenkavalier oder der Frau ohne Schatten, an Kurzfassungen der Opern Mozarts, on the best of Beethoven and Bruckner, an eine Kurzfassung der h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach, die dieser komponierte, um seine Position in Leipzig mit einer besser bezahlten in Dresden zu tauschen, was nachvollziehbar, denn er hatte die Hofkapelle unter seinem Freund Johann Adolf Hasse gehört, und schwärmte von diesem Orchester? Wir wissen es nicht. Wie wir auch nicht wissen, was die Annabergerin Barbara Klepsch überhaupt unter Kunst und Kultur versteht. Lässt sie demnächst die Sixtinische Madonna von Raffael in der Galerie Alter Meister durch ein Gemälde von Gerhard Richter ersetzen, welches dieser mit dem Besen malte?

Die ganzen Defizite führender Politiker zeigten sich nicht zuletzt in der Corona-Pandemie auf erschreckende Weise. Es ist ja nachvollziehbar, dass man ein politisches Amt anstrebt, um sich an den Futtertrögen des Staates zu mästen, denn man muss ja keinen Nachweis erbringen, dass man Kanzler oder Minister kann, aber die Defizite mancher Politikerinnen und Politiker sind schon mehr als peinlich, sie sind desaströs, wie die Geschichte und die Gegenwart beweisen, denn wie sagte Helmut Schmidt? Man soll die Dummheit von Regierungen nicht unterschätzen. Und das Gute ist, bei all dem politischen Elend, dass man mit dem Kreuz auf dem Stimmzettel Frauen und Männer abwählen kann, auch wenn diese dann für den Rest ihres Lebens ausgesorgt haben. Aber nicht wählen zu gehen ist auch keine sinnvolle Option, weder in Bayern noch in Sachsen, denn die Demokratie ist eine Einrichtung, die es den Menschen gestattet, frei zu entscheiden, wer nach einer Bundestagsperiode an allem schuld sein soll, denn Friedrich der Große von Preußen hinterließ uns die Worte: Wenige Menschen denken, und doch wollen alle entscheiden.



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