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Kulturmanager, Literat & Satiriker |
08. April 2025
Am 2. April vor zwanzig Jahren, anno Domini 2005, starb Johannes Paul II., einer der größten Päpste und einer der größten Polen der Geschichte, nach einem Pontifikat von 9666 Tagen, gleich 26 Jahren, 5 Monaten und 17 Tagen. Es war das zweitlängste Pontifikat in der Historie der römischen Kirche, und ihrer Päpste, und Karol Kardinal Wojtyla war im zweiten Konklave des Jahres 1978 Kompromisskandidat, denn zwei Lager von Kardinälen standen sich gegenüber, die verfeindeter nicht sein konnten: die Erzkonservativen um den Kardinalerzbischof von Genua, Giuseppe Siri, und die Fraktion der Liberalen, die sich um den Erzbischof von Florenz, Giovanni Benelli, scharten, denn bereits im August-Konklave, ausgelöst durch den Tod Paul VI., hatten sich die Lager blockiert, und so gelangte der Patriarch von Venedig, Albino Luciani auf den Thron des Petrus, der seinen Herrn und Gott, Dominus et Deus eius, im Innenhof des Palastes des Pontifex des Status religionis Iudaeorum, Kaiphas, dreimal verleugnete, und der zu der Magd gesagt haben soll – wahrlich ich kenne diesen Menschen nicht, ehe ein Hahn krähte, der den Morgen einer neuen Zeit, de novo tempore, ankündigte; denn die Kirche, die der Zimmermann Jehoschua aus Nazareth in Galiläa gegründet, der im Jahre 325 durch den römischen Kaiser Konstantin I. auf dem Konzil von Nicäa zum Gott kreiert wurde, eines Wesens mit dem Vater. Jesus von Nazareth wurde zum Sohne des Gottes der zwölf Stämme Israels, und die von ihm gegründete Kirche im Jahre 380 durch das Dekret von Thessaloniki durch Kaiser Theodosius I. zur einzigen Staatreligion des Imperium Romanum. Alle anderen religiösen Kulte wurden verboten, wurden ausgelöscht, wie die hohe Kultur der Griechen und Römer, die Kirche, wurde zur absoluten Macht über die Völker Europas und der neuen Welt, die Kolumbus entdeckte, sie wurde zur größten Religion der Geschichte, und die Allmacht ihrer Priesterkönige, ihrer Bischöfe, Äbte, bis zum letzten Dorfkaplan kannte keine Grenzen, bis mutige Männer, Philosophen, wie Voltaire, Emmanuel Kant und weitere sagten und schrieben, dass man den Mut haben müssen, sich seines eigenes Verstandes zu bedienen.
Der 264. Bischof von Rom und Papst der Ecclesiae Romanae, Johannes Paul II., war einer der bedeutendsten Politiker des 20. und der noch folgenden Jahrhunderte, von dem auch diese Worte stammen: Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit. Menschliche Reife bedeutet den vollen Gebrauch der menschlichen Freiheit. Und auch diese Worte sprach der größte Pole der Geschichte: Religion darf niemals dazu benutzt werden, einen Konflikt zu rechtfertigen.
Johannes Paul II. war der Papst, der die Religionsfreiheit einforderte, die ein Grund – und Menschenrecht ist, welches es jedem Menschen erlauben sollte, seine Religion oder Weltanschauung öffentlich auszuüben. Der Papst aus Polen war der erste Papst in der Geschichte, die sich für die Sünden, sprich Verbrechen seiner Kirche durch die Jahrhunderte der Inquisition, für die Verfolgung der Juden und der Glaubenskriege entschuldigte, und das Mea culpa sprach. Der Slawe auf dem Thron des Petrus war der erste Papst, der am 13. April 1986 die große Synagoge von Rom betrat, am 6. Mai des Jahres 2001 die Umayyaden-Moschee in Damaskus, der die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Stato di Pontificio und Israel schuf, die Juden Brüder und Schwestern nannte, den eine Freundschaft mit dem Dalai Lama verband, der immer wieder Johannes Paul II. im Vatikan besuchte, er war der Papa Santo. der zwei Attentate überlebte, der über Jahrzehnte mit der Philosophin Anna-Teresa Tymieniecka befreundet war, die gestand: Nein, ich habe mich nie in den Kardinal verliebt. Wie hätte ich mich in einem Geistlichen mittleren Alters verlieben können? Außerdem bin ich eine verheiratete Frau. Anna-Teresa Tymieniecka, die an verschiedenen Universitäten in den USA Philosophie und Mathematik lehrte, war seit 1956 mit Hendrik Houthakker verheiratet, Professor für Ökonomie an der Stanford – und Harvard-University, die ihren Freund, Johannes Paul II. am Tage vor seinem Tode noch einmal besuchte, um ihm das letzte Lebewohl, ostatnie pozegnanie, zu sagen.
Und Johannes Paul II. war der Pontifex, der sich zweimal persönlich bei mir, Hubertus Franzen, 1993 und 1998, bedankte, denn ich war als Leiter der MDR-Hauptabteilung Klangkörper des Mitteldeutschen Rundfunks Leipzig – der Stadt, in welcher Martin Luther und Philipp Melanchton in der Leipziger Disputation des Jahres 1519 gegen Dr. Johannes Eck, die Allmacht der Päpste zu hinterfragen wagten, und damit das Ende der Einheit im Glauben besiegelten – der verantwortliche Organisator der Konzerte des MDR-Sinfonieorchesters und Chores aus Anlass der 15. und 20. Jahrestage seiner Wahl zum Pontifex maximus der Sancta Romana Ecclesia vor jeweils 6000 geladenen Gästen in der Sala Nervi, der Audienzhalle des Vatikans.
In den Konzerten erklangen Werke von Ludwig van Beethoven, Anton Bruckner und Krzysztof Penderecki, der das Konzert am 16. Oktober des Jahres 1998 dirigierte, und sein Te deum aufführte, wie Johannes Paul II. einer der großen Männer in der Geschichte Polens und der Welt. Und es war Johannes Paul II. der diese Worte hinterließ: mundus indiget pacifici, the world needs peacemakers, die Welt braucht Friedenstifter, il mondo ha bisogno di operatori di pace.