Kulturmanager, Literat & Satiriker


Der FC Bayern, der Seriensieger

22. September 2020

Der Gründungstag des FC Bayern ist der 27. Februar des Jahres 1900, es war das Jahr 2753 seit der Gründung Roms, das Jahr, in welchem das Bürgerliche Gesetzbuch, BGB, in Kraft trat, Bernhard von Bülow Reichskanzler und in Breslau Kaiser Wilhelm II. von einer Frau attackiert wurde.

In Deutschland lebten im Gründungsjahr des FC Bayern 56.354.014 Frauen, Männer und Kinder. Wladimir Iljitsch Lenin, der sich später Lenin nannte, verließ Russland und ging nach München in ein fünfjähriges Exil, Prinzregent Luitpold, führte die Regierungsgeschäfte anstelle des regierungsunfähigen Königs, Otto I., dem Nachfolger des 1886 entmündigten Ludwig II. und die Gründungsväter des FC Bayern München, der im Jahre 2019 mehr als 293.000 Mitglieder hat, es ist der größte Sportverein der Welt, hießen Arthur Ringler, Otto Ludwig Naegele, Albert Zoepfel, Josef Pollack, Fritz und Carl Wamsler, Georg Schmid, Paul Francke, Kuno Friedrich, Wilhelm Focke und Franz John, der im Weinhaus Gisela in Schwabing zum ersten Präsidenten in der ruhmreichen Geschichte des FC Bayern München gewählt wurde.

Franz John kam aber nicht aus Schwabing oder Giesing, wie Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, den man den Kaiser nennt, sondern aus Pritzwalk im Landkreis Prignitz in Brandenburg, und spielte von 1883 bis 1898 für den VfB Pankow, und von 1898 bis 1900 für den MTV München, gegründet im Jahre 1879, dem Jahr, in welchem Albert Einstein in Ulm an der Donau geboren wurde.

Franz John war Fotograf und wohnte in Schwabing und er gründete den FC Bayern München, mit seinen Kameraden weil es zum Streit im Verein des MTV über die weitere Entwicklung der Fußballabteilung kam.

Die Gründung des FC Bayern München, war so bescheiden wie die Gründung der katholischen Kirche durch Jesus von Nazareth. Und wer konnte ahnen, dass der FC Bayern einmal erfolgreicher sein werde als der TSV 1860 München, der zum Club der Münchner Nazi-Szene aufstieg, von SA-Sturmbannführer Fritz Eberböck geleitet, der von Heinrich Luitpold Himmler persönlich in die SS aufgenommen wurde, der bereits 1938 zum SS-Standartenführer und mit Wirkung vom 30. Januar 1943 zum SS-Oberführer ernannt, von 1934 bis 1935 Präsident des TSV 1860 München war? Von 1936 bis 1945 amtierte Emil Ketterer als Präsident des Vereins, dem er ab 1908 angehört hatte, der 1923 in die NSDAP eintrat, und, wie sein Fußballkamerad Eberböck, am Hitler-Putsch teilnahm, der, wie alle Nazis, bis 1933, dem Jahr der Machtübernahme durch den Wahlmünchner Adolf Hitler, der München zur ‚Hauptstadt der Bewegung‘, gemacht, den FC Bayern München als Judenclub diffamierte, denn der Präsident des FC Bayern München hieß Kurt Landauer, der viermal als Präsident amtierte und während seiner dritten Amtszeit, die von 1922 bis 1933 dauerte, den FC Bayern München im Jahre 1932 zur ersten deutschen Meisterschaft geführt hatte.

Kurt Landauer war nicht katholisch, wie Adolf Hitler, der selbst noch im Monat seines Heldentods, dem April des Schicksalsjahres 1945, seine Kirchensteuer bezahlte – Kurt Landauer war Jude, und weil er Jude war, legte Landauer sein Amt als Präsident des FC Bayern am 22.März 1933, neun Monate nach dem Sieg über Eintracht Frankfurt im Stadion von Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage, der Not gehorchend, nieder, und nicht nur Landauer war Jude, wie der Gott der Katholiken, Protestanten, Orthodoxen, der Church of Jesus Christ of latter day Saints, und wie die Kirchen alle heißen, die sich auf Jesus von Nazareth berufen – nein auch der Trainer der Meistermannschaft von 1932, dem Jahr, in welchem Adolf Hitler am 25. Februar die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, und Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten mit 53 Prozent der Stimmen im zweiten Wahlgang am 10. April gewählt wurde, dabei Adolf Hitler ein zweites Mal besiegte – war Jude, nämlich der Österreicher Richard Krohn, der von 1928 bis 1930 den TSV 1860 trainierte, für eine Spielzeit den VfR Mannheim betreute, und 1931 nach München zurückkehrte, doch zum FC Bayern ging und den Verein zur ersten deutsche Meisterschaft führte.

Richard Krohn wurde little Dombi, kleine Eminenz genannt, und wechselte nach der Machtübernahme Hitlers nach Zürich, wo er die Grashoppers trainierte, ging anschließend nach Barcelona, und trainierte den Verein, gegen den die Männer um Hansi Flick am 14.August 2020 mit 8:2 gewannen, den FC Barcelona, den Krohn in der Saison 1926/27 bereits betreute, ging im Jahre 1934 wieder in der Republikanische Schweiz, trainierte den FC Basel, um von 1935 bis 1939, und von 1951 bis 1956 Feyenoord Rotterdam zu trainieren, mit dem little Dombi 1936 und 1939 die Niederländische Meisterschaft errang.

Und siebenunddreißig Jahre vergingen, ehe der FC Bayern München in der Saison 1968/69 zum zweiten Male Deutscher Meister wurde, und bis zum Jahre 2020 folgten noch 28 Meisterschaften, eine Erfolgsgeschichte sui generis, denn die 23. bis 30. Meisterschaft folgten ohne Unterbrechung, und das Jahre 2020 wurde auch noch, wie im Jahre 2013, mit dem Triple gekrönt, der Sieg auf den Fußballthron Europas wurde mit 16 Siegen infolge errungen, also ohne eine Niederlage und ohne ein Remis – das gab es noch nie in der Geschichte des Fußballs, der Millionen in seinen Bann zieht, und so hat der FC Bayern München auch im Reich der Mitte, im China Xi Jinpings Millionen Fans und ein Büro in Shanghai. Und am 24. September 2020 wurde auch noch der Supercup gegen den FC Sevilla im Stadion von Budapest erkämpft.

Bei diesen andauernden Erfolgen rückt zwangsläufig ein Mann in den Focus, der als Spieler, Manager und Präsident wie kein zweiter mit dem FC Bayern identifiziert wird – Uli Hoeneß, der für den FC Bayern München in den Jahren von 1970 bis 1979 insgesamt 239 Spiele bestritt, und, so lautet die Statistik 86 Tore erzielte, und für Deutschland in den Jahren 1972 bis 1976 insgesamt 35-mal auflief, 5 Tore schoss und 1974 mit der Nationalmannschaft Welt – und Europameister, mit dem FC Bayern dreimal den Europapokal der Landesmeister gewann, dreimal Deutscher Meister, einmal Pokalsieger und 1976 Weltpokalsieger der Vereinsmannschaften wurde, der im Jahre 1979 seine Karriere auf Grund einer Knieverletzung beendete, um mit 27 Jahren der jüngste Manager in der Geschichte der Fußball-Bundesliga zu werden, und den FC Bayern zum erfolgreichsten Club der Bundesliga machte, und der nicht nur einen Flugzeugabsturz überlebte, sondern auch stellvertretend für tausende Bürger der Bundesrepublik Deutschland büßen musste, die ihr Geld vor der Inkompetenz ihrer Volksvertreter in der Schweiz bunkerten, denn wie schrieb Paul Kirchhof im Vorwort seines Buches Der sanfte Verlust der Freiheit im Jahre 2004: Es ist höchste Zeit, unser Steuerrecht grundlegend zu erneuern. Wir müssen zu einem einfachen, verständlichen, gleichmäßigen und deshalb maßvollem Steuerrecht zurückkehren. Wenn das Steuerrecht dem Staat Herrschaft nicht nur über Geld, sondern auch über die Verhaltensfreiheit des Steuerpflichtigen vermittelt, entfernt es sich von der ursprünglichen Idee des Steuerstaates.

Kanzlerin Merkel bestimmt seit dem Jahre 2005 die Richtlinien der Politik, und wer hatte nicht gehofft, dass die vier Kabinette Merkel in der Lage wären, Steuergerechtigkeit herzustellen, denn wer überblickt die mehr als 70.000 Steuerparagrafen? Sollte das vielleicht der amtierende SPD-Vorsitzende und ehemalige Finanzminister von Nordrhein-Westfalen Norbert Walter-Borjans sein, der als Schwerpunkt seiner Arbeit das Thema Steuerhinterziehung für sich entdeckte, doch nicht die Steuergerechtigkeit? Auch war dieser fabelhafte Sozialdemokrat nicht dafür verantwortlich, dass bei Selbstanzeige die Strafe verschärft wurde, und initiierte Änderungen der geltenden Regelungen, die auch Bundesfinanzminister Schäuble mittrug? Und wir dürfen gespannt sein, sollte Friedrich Merz unter Bundeskanzler Markus Söder Finanzminister werden, ob er dann seine Ankündigung wahr macht, sodass jede Frau und jeder Mann seine Steuer auf einem Bierdeckel auszurechen imstande sind.

Mit der Allianz-Arena krönte Uli Hoeneß sein Lebenswerk, denn nicht zuletzt er war es, der die Widerstände gegen den Bau des Stadions durch einen Volksentscheid zum Erliegen brachte und Oberbürgermeister Christian Ude und die Ratsfrauen und Ratsherren, die das Projekt verhindern wollten, mussten sich am 21. Oktober 2001 dem Volkswillen beugen, denn Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer und die Bayern-Großfamilie durften sich über 65,8 Prozent Zustimmung freuen, ein Ergebnis, welches die CSU in ihrer Geschichte nie erreichte. Mit 62,1 Prozent in den Landtagsahlen des Jahres 1974 erzielte die Partei mit Alfons Goppel ihr bisher bestes Ergebnis, die bei aktuellen Umfragen mit Markus Söder bei 47 Prozent liegt, ausreichend, um im Landtag derzeit die absolute Mehrheit der Sitze zu erringen, wenn am kommenden Sonntag eine Bayern-Wahl anstände, denn die Partei der Grünen wird bei den Wahlforschern als zweitstärkste Partei bei 18 Prozent gesehen, während die SPD bei 9 Prozent verortet wird.

Kein Trainer hat länger den FC Bayern München trainiert als Ottmar Hitzfeld, der 2708 Tage für die erste Mannschaft, so die Statistik, verantwortlich war, während Jupp Heynckes 2621 Tage das Sagen hatte und Franz Beckenbauer an 192 Tagen von der Seitenlinie aus seine Mannen antrieb und da ist da noch Hansi Flick, der Heidelberger, der als Junior beim BSC Mückenloch und als dem Junioralter entkommener beim SV Sandhausen, dem FC Bayern München, dem FC Köln und dem FC Victoria Bammental spielte, und dort auch seine Trainerkarriere begann.

Zum Vergleich – Jürgen Klopp spielte beim TuS Engenzingen, bei Viktoria Sindlingen und kickte bei Mainz 05, der Stadt, wo man singt und lacht und das nicht nur zur Fassenacht, und zwar von 1990 bis 2001, wurde in Mainz Trainer, stieg mit der Mannschaft in die Bundesliga auf, ärgerte den FC Bayern als Trainer der Borussia von Dortmund in den Jahren 2011 und 2012, indem er Deutscher Meister und 2012 auch noch Pokalsieger wurde. Und wo spielte Thomas Tuchel, der in Krumbach geboren wurde? Er spielte beim TSV Krumbach, beim FC Augsburg, wo er auch von 2007 bis 2008 die 2. Mannschaft trainierte, wurde Nachfolger Jürgen Klopps in Mainz und Dortmund, wurde mit Dortmund Pokalsieger, ging nach Paris und unterlag im Geisterspiel von Lissabon den Mannen von Hansi Flick, der seinen Trainerschein im Jahre 2003 an der Sporthochschule Köln als Jahresbester erhielt, und die TSG Hoffenheim trainierte, die aber damals nicht in der Bundesliga, sondern in der Regionalliga Süd kickte und mehrmals bei dem Versuch scheiterte in die 2. Bundesliga aufzusteigen, und darum wurde Hansi Flick entlassen, ein Trainerposten ist einem Schleudersitz in einem Kampfjet vergleichbar, und wurde 2006 nach einem kurzen Gastspiel in der Mozartstadt Red Bull Salzburg Co-Trainer Jogi Löws, dessen letzte Station als Spieler der FC Frauenfeld war, der seine Karriere als Jugendtrainer des FC Winterthur begann und über sieben weitere Stationen, darunter auch Adanspor und Austria Wien, zum Co-Trainer Jürgen Klinsmanns aufstieg, dessen Karriere beim FC Bayern als Trainer nur 300 Tage dauerte, denn auch Buddha-Statuen und Räucherstäbchen konnten nicht verhindern, dass er als Trainer das Starensemble des FC Bayern nicht zum gewünschten Erfolg führte. Auch Carlo Ancelotti war nicht vom Glück verfolgt, und nach ihm kam Niko Kovacs, der, wie Franz Beckenbauer und Hansi Flick, mit dem FC Bayern als Spieler, wie als Trainer Deutscher Meister wurde, und er wurde auch mit einem 3:0 über Red Bull Leipzig in der Saison 2018/19 Deutscher Pokalsieger.

Mit dem Erfolg gehen Neid und Missgunst Hand in Hand, und zu den nicht freundlich gesinnten Zeitgenossen des FC Bayern gehören nicht zuletzt die Mitglieder der Pop-Band Die Toten Hosen, die mit dem Album Opium fürs Volk, Ewig währt am längsten und, nicht zuletzt – Im Auftrag des Herrn – Popgeschichte schrieben, und die dem FC Bayern in herzlicher Feindschaft zugeneigt sind, wie ihr Schmählied Bayern unter Beweis stellt. Doch Campino, der Bandleader, gestand: Man kann mit Bayern München nur ordentlich als Feind umgehen, wenn man unsachlich bleibt. Sobald man sich an Fakten hält, wird es schwierig. Zu Zeiten der Nazis etwa hat der FC Bayern vielleicht die beste Rolle aller deutschen Fußballclubs gespielt. Hier wurden jüdische Mitglieder noch geschützt, als sie woanders längst ausgeschlossen waren.

Der FC Bayern ist in der Lage eine Vorbild-Funktion in der Zeit eines wieder stärker werden Antisemitismus in Deutschland zu übernehmen, denn welcher Verein hat vergleichbare Persönlichkeiten in seinen Reihen, die weit über den Fußball hinaus in die Gesellschaft wirken, wie Uli Hoeneß, dessen soziales Engagement unbestritten ist? Und wer denkt in diesem Zusammenhang nicht an Joshua Kimmich, Manuel Neuer und Thomas Müller, um nur drei aus der großen und aktuellen Geschichte des FC Bayern zu nennen, wer denkt nicht an Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger?

Mit der Berufung der Torwart-Legende Oliver Kahn in den Vorstand des FC Bayern, dem designierten Nachfolger Karlheinz Rummenigges, einem der erfolgreichsten Fußballspieler der Welt, hat der FC Bayern das Tor in eine Zukunft aufgestoßen, die so erfolgreich sein wird, wie die Vergangenheit und Gegenwart.



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