Kulturmanager, Literat & Satiriker


21. April 2022

Der Osterglaube

Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende, schrieb Paulus an die Gemeinde von Rom, und an die Gemeinde von Ephesus hinterließ er die Sätze für die Nachwelt: Der Aufstieg Christi zum Himmel bedeutet, dass er nun in seiner Menschennatur an der Macht und Autorität Gottes teilhat. Jesus Christus ist der Herr: er besitzt alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Und weiter schrieb Paulus in seinem Brief an die Gemeinde von Ephesus: Christus ist der Herr des Weltalls und der Geschichte.

Das seine Zuhörer auf der Agora von Athen, geschult durch die Philosophen Thales von Milet, Heraklit und Demokrit, Platon, Aristoteles und Epikur, über solche Sätze lachten, ist nachvollziehbar, denn schon Protagoras hatte gelehrt, dass es eine absolute Wahrheit nicht gebe, jede Wahrheit subjektiv wäre, denn jeder Mensch würde nach seinen Wahrnehmungen und Stimmungen urteilen, sodass sich nichts Allgemeingültiges behaupten oder beweisen lasse, und über die Götter hinterließ uns Protagoras die Worte: Hinsichtlich der Götter kann ich nichts erkennen, weder ob sie sind, noch ob sie nicht sind. Protagoras, der sich als Sophist, als Lehrer der Weisheit bezeichnete, war also ein Denker, der an die Stelle des blinden Gehorsams gegenüber religiösen Autoritäten die Mündigkeit des Menschen und seine Selbstbestimmung setzte, und für einen der größten Denker der Menschheitsgeschichte, Aristoteles, dem Lehrer Alexander des Großen, war Gott nicht der Schöpfer der stofflichen Welt, sondern ihre bewegende Kraft, und die Seele ein Teil dieser schöpferischen Kraft des Universums, und als solche war sie unsterblich, und für Epikur von Samos bedeutete der Tod die Auflösung der Seele und das Verlöschen unserer Empfindungen, und er hinterließ uns die Worte: wir können nicht erkennen, ob der Tod gut oder schlecht ist, er betrifft die Menschen nicht, denn solange wir sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir nicht mehr.

Die Philosophie Epikurs, der im Jahre 271 vor Christus starb, hatte noch über Jahrhunderte eine große Wirkung auf die gebildeten Schichten der Griechen und Römer, denn diese Lehre besagte, dass der Mensch da war, um sein einziges und einmaliges Leben mit Glück zu erfüllen.

Doch zwei römische Kaiser haben aus dem Glauben des Paulus an den in den Himmel aufgefahrenen Jesus aus Nazareth, aufgrund ihrer absoluten Macht, das Christentums zur alles beherrschenden Staatskirche gemacht: Konstantin I. Und Theodosius I., der eine, in dem er die Jesus-Sekte als Kirche anerkannte, und auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 den Juden Jesus zum Gott, zum Sohne Gottes erhob, eines Wesens mit dem Vater, und Theodosius mit dem Edikt von Thessaloniki des Jahres 380, welches die Religionsfreiheit im Imperium Romanum zugunsten des Christentums beendete, und das Christentum zur alleinigen Staatsreligion erhob. Und im Jahre 381 kreierte der gleiche Kaiser auf dem Konzil von Konstantinopel noch eine dritte Gottheit und fügte sie dem Vater und dem Sohne hinzu – den Spiritus Sanctus,

Das Dekret von Thessaloniki war der Auslöser, dass die Kultur Griechenlands und Roms, die Jahrhundert das Denken bestimmte, unterging. Ein barbarischer Akt, dem ungezählte barbarische Akte folgten, denn die Kirchenmächtigen beherrschten das Leben jedes Einzelnen von der Wiege bis zur Bahre, und beherrschen es noch immer. Ein Terrorsystem wurde errichtet, welches alle Lebensbereiche kontrollierte. Selbst die Gedankenfreiheit bekämpften die römischen Päpste, wie noch Pius IX. in seiner Bulle Quanta cura, aus dem Jahre 1864, in welcher er die Religionsfreiheit ebenso verurteilte, wie die Trennung von Kirche und Staat, die dazu führte, dass die Demokratie als unchristlich durch die Gottesmänner aller Hierarchiestufen diffamiert wurde.

Und im Jahre 1992 erschien der Katechismus der katholischen Kirche und wir lesen auf mehr als 800 Seiten vom Wesen Gottes, seines Sohnes, des Heiligen Geistes und nicht zuletzt der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, und wir lesen Worte und Sätze wie diese: Mit der Erschaffung der Welt und des Menschen hat Gott das erste und allumfassende Zeugnis seiner allmächtigen Liebe und Weisheit, sowie die erste Ankündigung seines gnädigen Ratschlusses gegeben, welches sich in der Neuschöpfung durch Christus verwirklicht.

Und über die Engel lesen wir solche Sätze, und man glaubt den Urheber der Worte zu erkennen, nämlich den Großtheologen Josef Aloisius Ratzinger, den ehemaligen Erzbischof von München und Freising, Papst Benedikt XVI., der einer Kommission hochrangiger Theologen als Präsident sechs Jahre vorsaß, um den Wortlaut des Katechismus festzulegen: Die Engel umgeben Christus, ihren Herrn. Sie dienen ihm insbesondere bei der Erfüllung seiner Heilssendung für die Menschen.

Und warum ist das Wort Fleisch geworden? Auch da gibt uns der Katechismus Johannes Paul II. die nicht mehr verblüffende Antwort: Indem wir mit dem Credo von Nicäa-Konstantinopel bekennen: Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.

Und das ist da noch der Osterglaube, der Glaube an die Auferstehung und wir lesen: Ist Christus nicht auferweckt worden, schrieb Paulus an die Gemeinde von Korinth, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos. Und weiter lehrt und belehrt uns der Katechismus Johannes Paul II. und des Großtheologen Ratzinger: Durch seinen Tod befreit uns Christus von der Sünde, durch seine Auferstehung eröffnet er uns den Zugang zu einem neuen Leben. Diese besteht in der Rechtfertigung, die uns wieder in die Gnade Gottes versetzt. Die Rechtfertigung besteht im Sieg über den durch die Sünde verursachten Tod und in der neuen Teilhabe an der Gnade. Sie vollzieht die Annahme zu Söhnen Gottes, denn die Menschen werden Brüder Christi.

Es fällt bei diesem Text, den der Theologe Ratzinger zu verantworten hat, und den der Despot Gottes, Johannes Paul II., durch seine Unterschrift bestätigte, auf, dass von Töchtern und Schwestern Gottes nicht die Rede ist, so als würden Katholikinnen von der Auferstehung in die Herrlichkeit Gottes und seines Himmels ausgeschlossen werden und bleiben. Dabei waren es nicht die Jünger Jesus, die das Grab am Ostermorgen leer fanden, sondern die Frauen Jesu, namentlich am bekanntesten ist uns von den Frauen, die Jesus, den Wanderprediger begleiteten, Maria von Magdala, die nach den Berichten der Evangelisten Zeugin seiner Kreuzigung und seiner Auferstehung waren.

Eine Leben Jesu-Forschung Gruppe, bestehend aus Theologinnen und Theologen der Humboldt-Universität Berlin, der Universität Wien und der Albert-Ludwig-Universität Freiburg haben versucht die weiteren Frauen um die Gestalt Jesu zu identifizieren, und stießen auf die Namen Phoibe, Junia und Lydia, deren Existenz im Laufe der Verschriftlichung der Kirchengeschichte verfälscht wurde.

Theologen, nein nicht Ratzinger, haben sich auch die Frage gestellt, ob nicht Jesus von Nazareth in Kaschmir gestorben ist, wie der Münchner Hobby-Theologe Siegfried Obermeier, denn Obermeier schrieb im Prolog seines Buches Starb Jesus in Kaschmir: Ich werde nachzuweisen versuchen, dass Jesus die Kreuzigung überlebte und wieder genas. Als Mensch von Fleisch und Blut besuchte er noch mehrmals seine Jünger, um sich dann ein zweites Mal auf den weiten Weg nach Osten zu begeben. Jesus lebte noch lange Zeit im heutigen Kaschmir und verkündete den dort ansässigen Juden seine Lehre. Sein Grab ist bis heute in Srinagar, der Hauptstadt des Landes, zu sehen, und wird als das eines heiligen Propheten gleichermaßen von Moslems, Buddhisten und Hindus verehrt.

In seinem Buch Der Gotteswahn, schrieb Richard Dawkins, der Evolutionsbiologe und Lehrstuhlinhaber der Oxford-University: Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt in der gesamten Literatur. Er ist ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Überwachungsfanatiker, ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, Kinder und Völker mordender, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann.

Und im Katechismus der Kirche lesen wir: Jesus Christus, das Haupt der Kirche, und geht uns in das herrliche Reich des Vaters voran, damit wir alle als Glieder seines Leibes in der Hoffnung leben, eines Tages für immer bei ihm zu sein.

Und wir lesen auch in dem Glaubensbuch der römischen Kirche auf Seite 206: Das Reich Christi ist in der Kirche schon gegenwärtig, sie ist jedoch noch nicht durch die Ankunft des Königs auf Erden mit großer Macht und Herrlichkeit vollendet.

Wer denkt da nicht an das Wirken dieser Kirche auf dem Boden Amerikas? Als die Missionare des ‚Heilands‘ nach 1492 auf Haiti landeten, hatte die paradiesische Insel mehr als 1 Millionen Einwohner, 1551 waren es noch 46.000 und 1517 noch circa 1.000 – laudate Jesum Christum, und als die Bewohner Mittel – und Südamerikas ausgerottet waren, riet der Dominikaner Bartolomé de las Casas, Männer in Afrika einzufangen, damit sie als Sklaven arbeiteten. Bartolomé de las Casas, 1484 in Sevilla geboren, der am 18. Juli 1566 im Kloster Nuestra Senora de Atocha von Madrid starb, er war der erste Bischof von Chiapas im heutigen Mexiko, war der Chronist der Eroberung Amerikas durch die katholischen Konquistadoren, zu denen auch der Apostel Brasiliens, der Jesuit José de Anchieta gehörte, der Mann Gottes, der nach der Devise lebte: Schwert und Eisenrute sind die besten Prediger, und der von Johannes Paul II. im Jahre des Herrn 1980 in die Schar der Seligen aufgenommen wurde.

Und wer an Putin denkt, sollte Kyrill, den Patriarchen von Moskau und Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche nicht vergessen, denn seine Heiligkeit betet zu Gott, dass Gott Putin den Sieg über Selenskyj im Namen Gottes und der Jungfrau und Gottesmutter Maria von Sergijew Possad schenken möge, denn die Jungfrau und Mutter Christi, half schon immer in sinnlosen Schlachten und beim allgemeinen Gemetzel, um der Liebe Christi willen. Zum Beispiel half die Gottesmutter von Altötting dem Feldherrn Tilly in allen seinen 32 Siegen über die Protestanten, auch und nicht zuletzt bei der Eroberung und totalen Verwüstung von Magdeburg am 20.Mai 1631, bei der fast die gesamt Bevölkerung, die Stadt hatte 25.000 Einwohner, den Tod fand, und am 25. Mai wurde im Dom eine Danksagungsmesse celebriert, denn die Feldpfaffen waren immer dabei und segneten die Mörder im Namen Christi.

Papst Franziskus hat die Ukraine unter den Schutz der Madonna von Fátima gestellt, nur er weiß warum, der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, der am Ostertag auf dem Petersplatz der Stadt Rom und dem Erdkreis, wie alle Jahre wieder, den Segen urbi et orbi spendete, denn wie belehrt uns der Katechismus Johannes Paul II.: Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt; in der Auferstehung aber wird Gott unserem verwandelten Leib das unvergängliche Leben geben, indem er ihn wieder mit unserer Seele vereint. Wie Christus auferstanden ist und immerdar lebt, so werden wir alle am letzten Tage auferstehen. Und wer es glaubt wird selig, und wer es nicht glaubt wird verdammt. Amen – Halleluja.



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