Kulturmanager, Literat & Satiriker


17. Oktober 2021

Der Schattenkanzler

Wahrscheinlich werden in den Kaffeehäusern Wiens, der alten und wunderbaren Kaiserstadt an der schönen blauen Donau, der Stadt, die bis 1918 vom Hause Habsburg regiert wurde, Wetten abgeschlossen, ob Sebastian Kurz den Hals aus der Schlinge ziehen kann, die übelmeinende Juristen, mit Hilfe von politischen Dunkelmännern, um seinen Hals geschlungen, denn der Wiener Schmäh ist so alt wie das Wiener-Lied, welches nicht nur Gemütlichkeit vermittelt, sondern auch tiefschwarzen Humor zum Inhalt hat, wie das Lied Der Tod das muss ein Wiener sein. Auch satirische Texte wurden mit Musik unterlegt. Und a Wienerlied ist a das Fiakerlied Im Prater blühen wieder die Bäume, unter Adolf Hitler verboten, denn es hatte der Kurt Robitschek komponiert, und der Robitschek, der 1890 in Prag geboren wurde, der hatte einen Makel bittschön, er war a Jud, und floh von Berlin, wo er Mitbegründer des „Kabaretts der Komiker“ gewesen, nach Wien, denn erst 1938 vereinte der Führer sein Deutsches Reich mit Österreich, wo ihn die Wiener am 15. März auf dem Heldenplatz bejubelten, und Bundeskanzler Arthur Seyss-Inquart zu den Worten fand: Mein Führer. Die Kräfte aller Generationen des deutschen Volkes sind in Ihrem Willen zusammengeballt, und Sie, mein Führer, schufen das Werk für alle Generationen der deutschen Zukunft. Heute grüßen alle Deutschen aus der Ewigkeit den Führer als den Vollender, heute grüßt der Führer das neue ewige Deutschland.

Und niemand war für eine kürzere Zeit Bundeskanzler von Österreich als Arthur Seyss-Inquart, nämlich vom 13. bis zum 15. März 1938, um dann Reichsstatthalter Adolf Hitlers zu werden, ein Amt, welches ihm kein Glück brachte, denn er endete am 16. Oktober 1946 an einem Galgen in Nürnberg, der Stadt der Reichsparteitage, denn nur die Sieger haben das Recht auf ihrer Seite. Übrigens das Lied Der Tod, das muss ein Wiener sein. Genau wie die Liab a Französin, komponierte Georg Kreisler, der auch den Text verfasste, und bittschön, auch er war Jude, wie die geistige Elite Österreichs mehrheitlich bis zur Machtübernahme aus Juden bestand, und bitte, wen beteten die Wiener und Österreicher als Gott an, denn wer war katholischer als die Österreicher, einschließlich Hitler, der noch im Monat seines Todes treu und brav seine Kirchensteuer bezahlte? Einen Juden als Gott beteten die Wiener und Österreicher an, den sie mehrheitlich noch immer anbeten – Jesus von Nazareth.

Die Tragik Hitlers, der ja Messdiener gewesen ist, war, dass er die Schule nicht mit einem Abiturzeugnis verließ, denn vielleicht wäre er dann nicht Reichskanzler, sondern Kardinalerzbischof von Wien geworden, und nicht Theodor Kardinal Innitzer, geboren in Neugeschrei im Lande der Sudeten, der durch ein Spalier der SS zum Hotel Imperial schritt, wahrscheinlich mit Furcht im Herzen, und Hitler mit dem Gruß der Deutschen begrüßte, denn auch in Bayern war das „Grüß Gott“ verboten, wie dann selbstredend auch in der Ostmark, wie Österreich umbenannt wurde.

Jedenfalls hat Adolf Hitler zusammengefügt, was Reichskanzler Otto von Bismarck nach der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 trennte, in der sich Preußen und Österreich und Sachsen gegenüberstanden und eine sinnlose wie blutige Schlacht lieferten, und es siegte Preußen, es siegte Otto von Bismarck durch Helmuth von Moltke und Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, über den Kaiser von Österreich, Franz Joseph I. und seinen Feldherrn, Ludwig von Benedek, wie über König Albert von Sachsen.

Franz Joseph I. war 18 Jahre, als er durch Familienbeschluss nach der Revolution von 1848, zum Kaiser von Österreich, als Nachfolger seines Onkels Ferdinand I., des Gütigen, wurde, welches damals nach Russland, der zweitgrößte Flächenstaat Europas war, auf dessen 698.700 Quadratkilometern, im Jahre 1804, 21,2 Millionen Menschen lebten, und das über eine Armee von circa 400.000 Soldaten verfügte.

Sebastian Kurz war 25 Jahr jung als er Staatssekretär für Integration, 27 Jahr als er Außenminister, 31 Jahre als er zum ersten Male, und 33 Jahre als er zum zweiten Male Bundeskanzler wurde, während Fürst Klemenz Wenzel Nepomuk Lothar von Metternich erst im Alter von 36 Jahren Außenminister und im Alter von 48 Jahren Reichskanzler wurde. Und wer kann bestreiten, dass die Ähnlichkeit zwischen dem bartlosen, wie jungen Kaiser Franz Joseph I., dem bartlosen Fürsten von Metternich, der auf dem Wiener Kongress von 1814/15 die führende Rolle spielte, mit dem ebenso bartlosen Sebastian Kurz nicht groß, sondern sehr groß ist, und nicht nur in der Physiognomie ist die Ähnlichkeit verblüffend. Und wer denkt nicht, wenn er an die Affäre Kurz denkt, welche nicht nur das Gemüt der Grünen Österreichs bis zum Siedepunkt erhitzte, auch die Medien zeigen sich moralisch entrüstet – wie das? – an die Worte Metternichs: Die öffentliche Meinung ist, wie die Religion, das stärkste Machtmittel, das selbst in den verborgensten Winkel dringt, wo Regierungsanweisungen jeden Einfluss verlieren.

Metternich, der nicht nur in Dresden und Berlin, in Sachsen und Preußen die Interessen Österreichs vertrat, sondern auch als Gesandter in Paris amtierte und nicht nur mit der Schwester Napoleons, Caroline Bonaparte, der Frau Joachim Murats, des Königs von Neapel, das außereheliche Bett, nein, auch mit weiteren höchst einflussreichen Damen, teilte, übernahm am 8. Oktober 1809 das Außenministerium und die Leitung der Staatskanzlei, und hatte seinen Schreibtisch dort, wo auch Sebastian Kurz bis zum 9. Oktober seinen Arbeitsplatz hatte. Es ist das gleiche Gebäude, in welchem der Wiener Kongress am 18. September 1814 begann, und Europa neu geordnet wurde, und der genialste Pokerspieler unter den kaiserlich-königlichen, wie fürstlichen Pokerspielern war Klemenz Fürst von Metternich. Und auch Ercole Kardinal Consalvi, der mit Napoleon im Jahre 1801 das Konkordat ausgehandelt, saß mit am Pokertisch, was zur Folge hatte, dass der Papst, es war Pius VII., sich wieder zum Herrscher über die Römer und die Bewohner des Kirchenstaates zu furchtbarer Größe erheben konnte, ehe dann im Jahre 1870 die absolute Herrschaft der Päpste nach 1114 Jahren endgültig zu Ende ging, und sie heute nur noch über den Status Pontificius die absolute legislative, judikative und exekutive Macht ausüben, da stauen selbst Wladimir Putin, Xi Jinping, und der 46. Präsident der United States, Jose Biden, der seine Soldaten fluchtartig Afghanistan verlassen ließ.

Sebastian Kurz bildete seine erste Regierung mit der FPÖ und die zweite mit der Partei „Die Grünen“, und die Frage ist, mit welcher Partei er seine dritte Regierung bildet, der derzeit von Alexander Georg Nicolas Christoph Wolfgang Tassilo Schallenberg, eigentlich von Schallenberg vertreten wird. Zwischen seiner ersten und zweiten Kanzlerschaft wurde Sebastian Kurz von Hartmut Löger und Brigitte Bierlein vertreten, denn wer Sebastian Kurz bereits zum Frührentner degradiert, könnte sich noch die Augen reiben, denn Fürst Klemenz von Metternich regierte von 1809 bis zur Revolution von 1848, der sich als Erzkatholik für die Emanzipation der Juden einsetzte, und darum war es auch nicht verwunderlich, dass zu den Finanziers des Reiches der Habsburger Salomon Mayer Freiherr von Rothschild gehörte, der im Jahre 1821 eine Bank in Wien mit kaiserlicher Erlaubnis gründen durfte, aus der im Jahre 1855 unter seinem Sohn, Anselm Salomon von Rothschild, die Creditanstalt wurde, während am 15. April 1848 die Wiener Kirchenzeitung erstmals erschien, gegründet von dem Priester Sebastian Brunner, der von 1843 bis 1848 im System Metternich als Spitzel diente, die Wiener Kirchenzeitung zum Kampfblatt gegen die Juden, und sich nicht nur als Prediger, sondern auch als Romanschriftsteller einen Namen machte, und ein Werk mit dem Titel Das deutsche Reichsvieh veröffentlichte.

Durch die Sieger des Zweiten Weltkrieges wurden Deutschland und Österreich wieder getrennt, aber wäre Österreich das 17. Bundesland der Bundesrepublik Deutschland, wäre der Kanzlerkandidat der CDU/CSU wahrscheinlich der Ministerpräsident von Österreich, Sebastian Kurz, und nicht Armin Laschet der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen geworden, denn einen Politiker wie Sebastian Kurz haben die CDU und CSU nicht in ihren Reihen, und möglicherweise hätte der Sieger vom 26. September 2021 nicht Olaf Scholz, sondern Sebastian Kurz geheißen, denn nicht wenige der Bundesdeutschen könnten sich sicher einen Bundeskanzler Sebastian Kurz vorstellen, mit Christian Lindner als Finanzminister, Annalena Baerbock als Außenministerin und Robert Habeck als Minister für Wirtschaft, Landwirtschaft und Umweltschutz, die „Deutsch-Österreich“ zu einem Paradies auf Erden machen würden – vielleicht oder auch ned, denn mit des Schicksals Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten. Doch alle die dem Mozart der Politik, Sebastian Kurz, schon das Sterbeglöckchen läuten, dürften sich noch wundern, denn Klemenz Wenzel Lothar von Metternich, zog die Fäden der Politik 39 Jahre, und in 39 Jahren ist Sebastian Kurz erst 74 Jahre jung. Übrigens, auch die Ähnlichkeit des bis jetzt erst zweimaligen Bundeskanzlers von Österreich mit Kaiser Joseph II. ist verblüffend, der mit seiner Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, es war die Frau, die Friedrich dem Großen das Fürchten lehrte, von 1765 bis zu deren Tod im Jahre 1780 mit ihr gemeinsam, und bis zum 20. Februar 1790 alleine regierte, dessen Wahlspruch lautete: Virtute et exemplo, und zu dessen Großtaten die Aufhebung der Leibeigenschaften, wie das Toleranzpatent, gehörte Sebastian Kurz, der Mozart der Politik, ist noch für viele Überraschungen gut, dem wir das Zitat verdanken: Wenn Politik zum Theater wird, schadet es der Politik.



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