Kulturmanager, Literat & Satiriker


Johannes Paul II. der Heilige, wurde am 18. Mai vor hundert Jahren geboren

20. Mai 2020

   

Ich durfte die Segenshand Johannes Pauls II., des Heiligen, mehrmals ergreifen, die er mir am 16. Oktober 1993, am 16. Oktober 1998 entgegenstreckte, der 26 Jahre, 5 Monate und 17 Tage Pontifex der Kirche von Rom war, denn ich war, als Leiter der Hauptabteilung Klangkörper des MDR, verantwortlich für die beiden MDR-Papstkonzerte in der Sala Nervi, der Audienzhalle des Stato dell'Vaticano, die auf Einladung des Papstes an den MDR stattfanden. Anlass für die Konzerte waren der 15. und 20. Jahrestages seiner Wahl zum Bischof von Rom und Patriarchen des Abendlandes mit dem MDR-Chor und MDR-Sinfonieorchester unter der Leitung Daniel Nazareths und Krzystzof Pendereckis, vor jeweils mehr als 6000 geladenen Gästen.

Johannes Paul II. war der erste Papst in der Geschichte der römischen Kirche, der sich am 12.März des Jahres 2000 in der Basilika San Pietro während eines Gottesdienstes für die Verfehlungen seiner Kirche in den Glaubenskriegen, des Antisemitismus seiner Vorgänger durch die Jahrhunderte, und die Verfolgung Andersdenkender, die bereits im dritten Jahrhundert begann, entschuldigte. Er war der erste Papst in der Geschichte der Kirche, der die Synagoge im ehemaligen Ghetto von Rom besuchte, welches erst im Jahre 1870 aufgelöst wurde, als die absolute Herrschaft der Päpste über die Stadt Rom und den Kirchenstaat zu Ende ging, denn die Nachfolger des Jesus von Nazareth, der gesagt haben soll, mein Reich ist nicht von dieser Welt, herrschten über Rom und den Kirchenstaat, wie heute der freundlich lächelnde Kim Jong-un über sein Reich – Nordkorea.

Die Gründung der Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis durch Papst Paul III. am 21.Juli 1542, die sich heute Congregatio pro doctrina fidei nennt, war nur ein weiterer Meilenstein in der Verfolgung aller, die sich den Machtansprüchen der römischen Kirche zu widersetzen wagten. Und bei diesem blutigen Spiel um die Macht sollte man nicht die ungezählten Frauen vergessen, welche die Männerkirche durch die Jahrhunderte ihrem Gott auf den Scheiterhaufen Europas zum Brandopfer darbrachte, eine Männerkirche, die sich heute nicht mehr widersetzt, wenn eine deutsche Kanzlerin, sich auf eine Corona-Pandemie berufend, Gottesdienste verbietet und den Eintritt in eine Kirche zum Dialog mit dem Gott der Päpste im Gebet untersagt.

Hätte Frau Merkel dies auch gewagt, wenn der Stellvertreter Gottes nicht Franziskus, sondern noch Johannes Paul II. heißen würde, der Mann, der das kommunistische System Polens und nicht nur Polens zum Einsturz brachte, von dem nicht zuletzt sie selbst profitierte?

In meinem Roman Mord im Konklave wird das Begräbnis Johannes Paul II. zum zentralen Ereignis durch einen islamistischen Anschlag, denn Johannes Paul II., der zwar in der Kirche des heiligen Franz von Assisi auch mit islamischen Geistlichen betete, erkannte als Politiker die Gefahr durch den Islam für das christliche Europa. Vielleicht hat er auch die Bücher der großen Publizistin Italiens, Oriana Fallacis gelesen, die in ihrem Buch Die Wut und der Stolz über die Kämpfer des Propheten schrieb: Sie nisten sich im Herzen unserer Gesellschaft ein. Einer Gesellschaft, die sie beherbergt, ohne ihr Anderssein zu hinterfragen, ohne ihre Absichten zu überprüfen, ihren Fanatismus zu bestrafen. Einer Gesellschaft, die sie im Geiste der Demokratie aufnimmt, der Aufgeschlossenheit, des christlichen Mitleids, ihrer liberalen Grundsätze, ihrer zivilen Gesetzgebung. Die Demokratie bedankt sich bei denen, die sich in unserer Mitte niederlassen, in unsere Leben eindringen, uns belästigen, uns töten.

Johannes Paul II. machte auf mich, ich begegnete ihm ein drittes Mal am 11. Dezember 1999 in der Capella Sistina, als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft zur Erhaltung der Kunstschätze der Vatikanischen Museen – unsere Gesellschaft hatte die Restaurierung des Freskos Der Tod des Moses von Luca Signorelli finanziert – als einen Mann, der trotz seiner Krankheit ungebrochen wirkte, und dachte an den Mann aus Nazareth in Galiläa, Jesus, der die Pharisäer und Rabbiner, welche ihre jüdische Religion für ihre Zwecke missbrauchten, aus dem Tempel prügelte, und der die Feiglinge aufhielt, welche die Ehebrecherin steinigen wollten.

Dieser Johannes Paul II. hätte es nicht hingenommen, dass in Italien und Deutschland die Kirchen geschlossen wurden, wie die Bischöfe der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands und Italiens, zu denen auch der Bischof von Rom, Franziskus, gehört.

Johannes Paul II. hätte Frau Merkel nicht die gelbe, sondern die rote Karte gezeigt. Die Bischöfe Deutschlands haben vor Frau Merkel versagt, indem sie es hinnahmen, dass diese Frau ihnen verbot, Gottesdienste abzuhalten. Es sind Beamte einer Kirche, die dabei ist, auch ihre letzte Glaubwürdigkeit zu verspielen.



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