Kulturmanager, Literat & Satiriker


Der Schlag des Papstes

05. Januar 2020

Eine Asiatin, war sie eine Chinesin, kam sie aus Süd-Korea oder den Philippinen – griff am Tag des Heiligen Silvester, Anno Domini 2019, auf der Piazza San Pietro, der in der Liste der römischen Päpste im Jahre 314 auftaucht und 21 Jahre, 10 Monate und 29 Tage als Bischof von Rom zur Zeit Konstantin I. bis zum Jahre 335 amtierte, nach dem Leib des Papstes, dem 266. Stellvertreter Gottes, Franziskus, als dieser Leutseligkeit demonstrierend, ein Bad in der Menge nahm und Kinder küsste und streichelte – im Gegensatz zu Angela Merkel, die selten oder nie Kinder streichelt und ein Vollbad in der Menge nimmt – bis auf Parteitage der CDU.

Der letzte Tag des Jahres ist in der abendländisch-christlichen Welt nach dem Papst benannt, der angeblich Kaiser Konstantin von den Pocken heilte, wahrscheinlich verursacht durch ein Ferngebet von Rom nach Konstantinopel, wohin sich der Mörder seiner Frau Fausta, zurückgezogen, und wo er auf dem Konzil von Nicäa, nicht fern von Konstantinopel, der neuen Hauptstadt seines Reiches, im Jahre 325 Jesus von Nazareth zum Gott erhob, während Silvester, der Bischof von Rom, durch Abwesenheit glänzte, doch einen Legaten in die östliche Reichshälfte entsendete, Ossius von Córdoba, der als Präsident des Konzils, an dem mehr als 2000 Theologen, unter ihnen hunderte Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte, wahrscheinlich auch für den Leitantrag des Kaisers stimmte, der die Trinitätslehre der Mehrheit der Konzilsväter zur Staatsdoktrin erhob, und damit den Weg der Jesus-Sekte zur Reichskirche einleitete, die im Jahre 380 durch das Drei-Kaiser-Edikt von Thessaloniki zur alleinigen Kirche erklärt und alle anderen religiösen Kulte, auch die Staatskirche des Imperiums, verboten wurden. Jesus, zum Sohne Gottes erhoben, siegte über Jupiter, den höchsten Gott der römischen Staatsreligion.

Aber Konstantin, der erste christliche Kaiser der Geschichte, hatte noch mehr dafür getan, dass die hohe Kultur der Griechen und Römer unterging, die Tempel der Götter Griechenlands und Roms, die Philosophen-Schulen und Gymnasien, wie die Sportarenen geschlossen und die Olympiaden verboten wurden, er hatte, weil Silvester, der Bischof von Rom, ihn angeblich von den Pocken geheilt – vermutlich durch Ferngebete - diesem das weströmische Reich geschenkt, also das heutige Italien, dazu Gallien, das heutige Frankreich, bis zur Rheingrenze, die Iberische Halbinsel und nicht zuletzt die britischen Inseln. Die angebliche Schenkung. die als ‚Konstantinische Schenkung‘ in die Geschichte einging, und deren Urkunde um das Jahr 315 bis 317 ausgestellt worden sein soll, wurde im Jahre 1440 durch den Humanisten Lorenzo Valla als Fälschung entlarvt, eine Tatsache, die keinen Papst daran gehindert, die Fälschung für jede Art von Macht und Machtmissbrauch zu benutzen, denn noch Leo XIII., Pontifex von 1878 bis 1903, erstrebte die hochmittelalterliche Ordnung von Kirche und Staat, dessen persönliches Vorbild Innozenz III. war, der an seinem Krönungstag, dem 22. Februar 1198 über sich behauptete, der Papst ist weniger als Gott, doch mehr als der Mensch.

Daran musste ich denken, als der 266. Nachfolger des Petrus, der seinen Herrn im Palast des Hohepriesters zu Jerusalem dreimal verriet, ehe ein Hahn den Morgen ankündigte, der Frau aus dem Osten auf die Hand schlug, und sich empört und wütend abwendete, während seine Gorillas, sprich Bodygards, so überrascht schienen, dass sie vergaßen, für was sie honoriert werden, nämlich den Stellvertreter Gottes auf Erden zu schützen. Und ich dachte an den 13. Mai 1981, als der Türke Mehmet Ali Agca einen Anschlag auf Johannes Paul II. verübte; doch nicht nur ein extremer Moslem versuchte den Papst aus Polen zu töten, auch der katholische Priester Juan Maria Fernández y Krohn sah sich dazu ausersehen – in Fatima, und gab als einen der Gründe an, dass durch das Zweite Vatikanische Konzil, einberufen durch Johannes XXIII., die Kirche vom wahren Weg abgekommen; der Fromme hätte bei Matthäus nachlesen müssen, der den Gouverneur von Judäa, Pontius Pilatus die Frage an Jesus, den ‚König der Juden‘ stellen lässt – was ist Wahrheit?

Franziskus entschuldigte sich während des Angelus am Tage danach, dem ersten Tag des Jahres 2020, beziehungsweise dem Jahre 2773 seit der Gründung Roms, dass er die Asiatin geschlagen und ich musste an Pius IX. denken, der von 1846 bis 1870 als Papstkönig über Rom und von 1870 bis zu seinem Tode im Jahre 1878 nicht mehr Herr über Leben Tod der Römer und den Kirchenstaat war, sondern nur als Bischof von Rom und Papst amtierte, und dessen Scharfrichter, Giovanni Battista Bugatti, bis zum Jahre 1864 die Gegner seines Terrorregimes auf dem Ponte Sant´Angelo, der Brücke der Engel, mit dem Handbeil köpfte, und nicht nur Pius IX. diente Maestro Bugatti, denn er köpfte im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes hunderte Römer, es sollen exakt 518 gewesen sein, er diente seit 1796 auch den Päpsten Pius VI. und VII., Leo XII., Pius VIII. und Gregor XVI., der nicht nur die Meinungsfreiheit, nein, auch die Freiheit des Gewissens verdammte. Als Vollstrecker päpstlicher Willkür ging Henker Bugatti im Alter von 85 in Rente, seine monatliche Apanage betrug 30 päpstliche Scudi, und sein Amt im Dienste des Stellvertreter Gottes übernahm sein Assistent, Vincenzo Balducci, und köpfte im Namen päpstlicher Gerechtigkeit bis zum Jahre 1868, doch nicht mehr mit dem Handbeil, wie er es gelernt, sondern mit der Guillotine, die auf der Piazza del Popolo zum Einsatz kam, die letzte Hinrichtung erfolgte am 24. November 1868, denn das Ende päpstlicher Schreckensherrschaft zeichnete sich ab, und im Jahre 1870 besetzten die Truppen des Königs von Italien, Viktor Emanuel II. Rom und die letzten Reste des Kirchenstaates, die Schreckensherrschaft der Stellvertreter Gottes endete nach 1114 Jahren, und die Römer entscheiden sich in einer Volksabstimmung für den König und gegen den Papst.

Bis zum Jahre 1870 war der Kirchenstaat der Päpste, der im Jahre 756 durch die Schenkung von Sutri, durch Pippin, den Vater Karl des Großen, gegründet wurde, ein Staat, der jeden Vergleich mit den heutigen islamischen Gottesstaaten Iran und Saudi-Arabien aushält. Wer die düsteren Gestalten der Päpste in Bildern und Grabdenkmälern auf sich wirken lässt, gelangt zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass die Unterschiede zwischen den meisten Päpsten und den Großayatollahs des Gottesstaates Iran unerheblicher nicht sein können. Und man stelle sich einen katholischen Gottesstaat Italien von den Alpen bis zum Ätna im Jahre 2020 vor. Nicht nur die Bayern müssten auf dem Brenner das Glaubensbekenntnis von Nicäa memorieren, sondern auch die Sachsen, und die Autos würden sich nicht nur bis zum Rosenheimer-Dreieck stauen, denn die Sachsen sind zu 75,2 Prozent weder Katholiken noch Protestanten, sondern Atheisten.

Und als ich das Video mit dem schlagenden Franziskus ein weiteres Mal anschaute, dachte ich an die Jahre 843 und 846. denn in diesen Jahren standen die Kämpfer des Propheten Mohammed vor der Aurelianischen Mauer und ihren 18 Toren, die sie nicht überwinden konnten, dafür verwüsteten sie den Vatikan und die von Kaiser Konstantin erbaute Petrus-Basilika ebenso, wie San Paolo fuori le mure, um dann in der Seeschlacht vor Ostia durch Papst Leo IV. vernichtend geschlagen zu werden, und die überlebenden Muslime musste die Mauer bauen, die noch heute den Vatikan umschließt – die Mura Leone.

Als Abd al-Aziz ibn Ab ar-Rahman ibn Faisal Al Saud im Jahre 1932, der Herr über 17 Ehefrauen und mehr als 3000 weitere Lustdamen, wie geschrieben steht, das Königreich Saudi-Arabien gründete, richtete er an Pius XI. einen Brief, in dem er den Papst, der mit dem Duce einen ‚ewigen Bund‘ geschlossen, bat, Rom mit einer Moschee verschönern zu dürfen und der Papst schrieb zurück, gerne, wenn ich in Mekka eine Basilika zur Ehre des Dreifaltigen Gottes errichten darf.

Darauf hörte man nichts mehr von dem Projekt, bis Giulio Andreotti, der siebenmalige Ministerpräsident von Italien, der noch katholischer gewesen sein soll als Pius XII. und Konrad Adenauer, zu Papst Paul VI. ging, und ihm sagte, die Saudis würden Italien den Ölhahn zudrehen, wenn sie nicht in Rom eine Moschee zur Verherrlichung Allahs, des Allerbarmers und seines Propheten Mohammed, der den Koran durch den Erzengel Gabriel empfing, bauen dürften, und so geschah es, dass die Moschea di Roma am 21. Juni 1995 durch den fünften King des Wüsten- und Ölstaates, Fahd ibn Abd al-Aziz, feierlich eröffnet wurde, finanziert nicht nur durch Saudi-Arabien, sondern durch alle islamischen Staaten der Welt – welche Symbolik.

An all das und mehr musste ich denken, als ich den die Frau schlagenden 266. Stellvertreter Gottes sah, bestehend aus dem Sohn, dem Vater und dem Heiligen Geist, wie ich auch an die Reliquie dachte, die in Mainz bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts verehrt wurde, ein Ei, welches der Heilige Geist gelegt, denn wie sagte Papst Alexander VI., der angeblich auch seine Tochter Lucrezia di Borgia, zu Sünde der Unzucht verführte, er war nicht der ruch- und schamloseste unter den Heiligen Väter, wer das glaubt, sollte sich intensiver mit der Geschichte der Päpste beschäftigen – jede Religion ist gut, die beste aber ist dümmste.



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