Kulturmanager, Literat & Satiriker


29. Mai 2023

Markus Söder der Prophet.

Der amtierende Herrscher über Bayerns Haine und Fluren, wie es in der Bayernhymne heißt, von Michael Öchsner gedichtet, der von 1815 bis 1893 lebte, mit der eingängigen Musik von Max Kunz, der, wie Öchsner, Mitglied der Bürger-Sänger-Zunft München war – ist auch Prophet, denn er behauptete kühn, wie es sich für Propheten seit Jahrtausenden geziemt, der BVB wäre zu doof um Deutscher Meister zu werden?

Das Lied von Max Kunze, dass zur Bayernhymne emporstieg, wurde am 15. Dezember 1860 in einem Konzert aufgeführt, als Maximilian II. Joseph, der Sohn Ludwig I., König von Bayern war, es war das Jahr, in welchem nicht der FC Bayern München, nein der Turn – und Sportverein München, der TSV 1860 München gegründet, der im Jahre 1966 nach einem 2:0 Sieg über Borussia Dortmund und einem 1:1 gegen den Hamburger SV am letzten Spieltag der Saison 65/66 Deutscher Meister wurde, und heute im Schatten des allmächtigen FC Bayern München in der 3. Liga überlebt. Die Bayernhymne ist auch im katholischen Gesang – und Gebetbuch Gotteslob des Erzbistums München und Freising, wie der Bistümer Regensburg und Eichstätt zu finden, die von Franz Josef Strauß, dem unvergessenen Bajuwaren, zur Bayernhymne erklärt wurde, nicht ohne vorherigen Beschluss der Parteien des Bayerischen Landtages.

Und Markus Söder, der sich vor dem alles entscheidenden letzten Spieltag der Saison 2022/23 bei Hans-Joachim Watzke, dem Hersteller von Arbeitsschutzkleidung und Kleidung für die Feuerwehr, dem amtierenden Geschäftsführer der Borussia für das Wort ‚doof‘ öffentlich entschuldigte, dürfte nach dem Schlusspfiff in Köln, der Stadt des Karnevals und in Dortmund, der Stadt des Bieres, ebenso überrascht gewesen sein, wie die Mitglieder des Aufsichtsrates des FC Bayern München, des jetzt 33-maligen Deutschen Meisters, denn nicht Dortmund wurde Meister, sondern der FC Bayern München, der seine elfte Meisterschaft infolge feierte, denn die Herren des Aufsichtsrates des größten Sportverein der Welt mit mehr als 300.000 Mitgliedern, nicht eine einzige Frau hat in diesem Gremium Sitz und Stimme, beschlossen am Tag vor dem Spiel, das der Chief Executive Officer, the CEO, der Titan und ehemalige Hüter des Bayern-Tores von 1994 bis 2008 und der Nationalmannschaft von 1995 bis 2006, der Welt-Torhüter der Jahre 1999, 2001 und 2002, Oliver Kahn ebenso mit sofortiger Wirkung gehen müsse, wie der Sportvorstand Hasan Salihamidzic, geboren in Jablanica in Bosnien-Herzogowina.

Und die das beschlossen waren die Herren Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern, ferner Dr. Jan Heinemann the General Counsel & Chief Compliance Officer of the adidas AG, Markus Duesmann, der Audi-Allmächtige, Dr. Werner Zidelius – the Senior Advisor of the Allianz SE, Thorsten Langheim der General der Deutschen Telekom AG, der auch in den USA für die Unternehmensentwicklung zuständige, und als sechster unter ihnen, Professor Dr. Dieter Mayer, der als Notar in München sein Geld verdient. Der siebte unter den Allmächtigen des FC Bayern war und ist Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident des Freistaates Bayern von 1993 bis 2007, von dem auch dieses Zitat stammt: Der FC Bayern ist seit mehr als drei Jahrzehnten der bestgeführte Verein weltweit. Der Vater des sportlichen und wirtschaftlichen Erfolges ist Uli Hoeneß. Und der achte, doch erste unter ihnen ist der FC Bayern persönlich – Uli Hoeneß, denn wie sagte Thomas Tuchel, der Meistertrainer aus Krumbach in Schwaben – Uli Hoeneß ist der FC Bayern und der FC Bayern ist Uli Hoeneß. Kann man einen Tatbestand präziser artikulieren? Man kann es nicht.

Der Anspruch des FC Bayern München ist es, so liest man immer wieder, dass seine Kicker alljährlich nicht nur Deutsche Meister und Pokalsieger werden, sondern auch alle Jahre wieder die Champions-League gewinnen sollen, nein müssen, obwohl auch andere Clubs durchaus des Fußballspielens mächtig sind, man denke an Real Madrid, den FC Barcelona, Manchester City, Liverpool, und noch den einen und anderen Fußballclub – zum Beispiel Borussia Dortmund und die roten Bull von Leipzig.

Unter Hansi Flick gelang es dem FC Bayern nicht nur in der Saison 20/21 Deutscher Meister, Pokalsieger zu werden und die Champions-League zu gewinnen, der von 1994 bis 2000 für den FC Victoria Bammertal spielte, nein, Hansi Flick, der als Co-Trainer beim FC Bayern begann, gewann mit seinen footballers auch den UEFA Super Cup, den DFL-Supercup und die Klubweltmeisterschaft, nur Bep Guardiola gewann als Trainer das Sextuple mit dem FC Barclona, und trotzdem den FC Bayern München verließ, weil seine Meinungen im Hinblick auf Spieler, die man unbedingt hätte halten sollen, durch den Vorstand nicht erfüllt wurden, wie David Alaba, der zu Real Madrid wechselte, wie vor ihm Toni Kroos, und Thiago Alcantara, der zum FC-Liverpool, wo Jürgen Klopp das Sagen hat, wechselte.

Und auf Hansi Flick, der 605 Tage Trainer des FC Bayern war, folgte Julian Nagelsmann mit 696 Tagen, der die 10. Meisterschaft infolge holte, und am 17. August 2021 seinen ersten Meistertitel mit dem FC Bayern München gegen Borussia Dortmund gewann, den Supercup. Und zur Trennung von Julian Nagelsmann, nach 696 Trainertagen, ließ Oliver Kahn die Öffentlichkeit wissen: Nun sind wir aber zu der Erkenntnis gekommen, dass sich die Qualität unseres Kaders – trotz der Meisterschaft im vergangenen Jahr – zunehmend seltener gezeigt hat. Nach der Weltmeisterschaft haben wir immer weniger erfolgreich und attraktiv gespielt, die starken Leistungsschwankungen haben unsere Ziele in dieser Saison in Frage gestellt, aber auch über diese Saison hinaus.

Thomas Tuchel ist der 33 Trainer des FC Bayern München seit dem Aufstieg des FC Bayern in die Bundesliga im Jahre 1963 und Ottmar Hitzfeld war der Trainer, der am längsten die Mannschaft trainierte – 2708 Tage, und der FC Bayern gewann mit ihm die Champions League, den Weltpokal, 6 Meisterschaften, 3-DFB - und 4-Ligapokale, und Jupp Heynckes war der 9., 22., 25. und 29.Trainer des FC Bayern München seit 1963 mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz, wie die von Bep Guardiola.

Die acht Herren des Aufsichtsrates des FC Bayern München konstatierten am Tag vor dem letzten Spiel der Saison in Köln, der Narrenhochburg, das der Erfolg der letzten Jahre mit Oliver Kahn nicht mehr sicher wäre, vor allem Uli Hoeneß in seinem Landhaus hoch über dem Tegernsee muss zu dieser Erkenntnis gekommen sein und zückte nicht nur für Chief Executive Officer the red card, sondern auch für den Mann mit dem schönen Bart aus Bosnien-Herzegowina, denn der Bart gilt als Ausdruck von Kraft, Potenz, und einem Testosteron-Spiegel der keine Wünsche offen lässt, auch bedeutet oft der Bart, dass man ein Mann vor sich hat, der und den Gott lieb hat, welcher Gott auch immer es sein mag – Allah oder Jahwe, der nicht nur der Gott der Zwölf Stimme Israels, nein, auch der Bayern ist, oder Uli Hoeneß, der Jupiter vom Tegernsee. Und Jupiter Uli hatte weder Oli noch Hasan mehr lieb und zeigte mit dem Daumen nach unten, wie die Kaiser im Colosseum zu Rom, und wenn die Imperatoren, die als Götter verehrt wurden, mit dem Daumen der rechten Hand nach unten zeigten dann verlor der unterlegene Gladiator des Kampfes um Leben und Tod – suam vitam, sein Leben. Ein grausames Ritual – crudeli ritu.

Aber konnte Uli Hoeneß, der Übermensch und Allvater des FC Bayern München, ahnen, dass der Jüngste im Kader des zehnmaligen deutschen Meisters infolge, Jamal Musiala, geboren am 26. Februar 2003 in Stuttgart, in der 87., 88. oder war es doch schon die 89. Minute – das alles entscheidende Tor schoss, welches die Dortmunder aus ihren Träumen riss? Auch ein Gott weiß nicht alles, aber manchmal ein Ministerpräsident des Freistaates Bayern, denn Edmund Stoiber, der Bayern länger regierte als Franz Josef Strauß hat auch dieses Zitat der Fußballwelt zum Geschenk gemacht, und es lautet: In Zeiten wie diesen ist Fußball ein gesellschaftspolitisches Grundnahrungsmittel. Und Uli Hoeneß sagte: Ich werde dem Verein solange dienen, bis ich nicht mehr atmen kann. Und auch diese Uli Hoeneß-Worte werden nie vergessen werden: Ein Uli Hoeneß lässt den FC Bayern nie im Stich.

And by the way – auch die Damen des FC Bayern München wurden deutsche Fußballmeisterinnen der Saison 2022/23, denn wie sagte schon Sepp Herberger, der Weltmeister-Trainer von 1954? Der Ball ist rund.



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