Kulturmanager, Literat & Satiriker


28. März 2023

Nagelsmann

schaute nicht ohne Spannung auf seinen Boss Oliver Kahn, der „Titan“ genannt. Was gab es denn so wichtiges, dass er zu so später Stunde noch zum Gespräch gebeten wurde?

Oliver Kahn, the Boss, hatte am 23. Februar verkündet, das der größte Sportverein der Welt – wer anderes als der FC Bayern München? – die Zahl von 300.000 Mitgliedern erreicht habe. Der zweitgrößte Verein im Ranking, Benefica Lissabon hatte 156.916, und Borussia Dortmund auf Platz 6 der Rangliste, nach dem FC Barcelona, Manchester United und Sporting Lissabon liegend, hatte 145.207 Mitglieder, also weniger als die Hälfte, blickte auf Julian Nagelsmann, der in Landsberg am Lech geboren wurde, der Stadt, in welcher Adolf Hitler vom 1. April bis 20. Dezember 1924 wegen seines Putsches gegen Recht und Ordnung, Freiheit und Demokratie in der Republik von Weimar, der Öffentlichkeit entzogen wurde, und in der Stille seiner Gefängniszelle das Manuskript mit der Überschrift Mein Kampf auf unschuldiges weißes Papier schrieb, welches ihm Winifried Wagner, die Frau Siegfried Wagners, die für ihren Adolf glühte, obwohl sie mit dem Sohn Richard Wagners verheiratet war, überbrachte, denn sie ahnte, dass noch großes aus ihrem Adolf werde, der die Musik ihres verstorbenen Schwiegervaters, Richard Wagner über alles liebte, und ihr versprochen aus Bayreuth, dem heiligsten Ort deutscher Musik – Wagners Musik – einen Wallfahrtsort seines Reiches zu machen, dass nicht an den Grenzen Deutschlands enden werde.

Julian Nagelsmann, über Hoffenheim und Leipzig wieder in München wirkend, er war Jugend-Trainer des TSV 1860 München gewesen, eine Jugendsünde, die verzeihlich, wie Uli Hoeneß, der Gottvater des FC Bayern mit unmissverständlichen Worten verkündet, blickte irritiert auf seinen Boss. Was hatte Oliver gesagt?

„Ich sagte, wir müssen dich entlassen.“

Julian Nagelsmann, der in der Saison 21/22 den 32-Meistertitel für den FC Bayern geholt, und sich vorgenommen bis zum Ende seines Vertrages nicht nur jedes Jahr Deutscher Meister, Pokalsieger und mindestens einmal die Champions-League, wie Hansi Flick, zu gewinnen, sein Vertrag endete in der Saison 2025/2026, auch verdiente er mehr als Bundeskanzler Olaf Scholz, glaubte sich verhört zu haben. Der Bundeskanzler verdiente monatlich 30.189,81 Euro, was einem Jahresgehalt von 362,277,72 Euro entsprach, und er, Julian Nagelsmann, hatte in einschlägigen Zeitungen und Journalen gelesen, dass sein Gehalt per anno 9,5 Millionen Euro betrage – es war mehr, konnte und wollte das Gehörte nicht glauben.

„Kannst du deine Worte nochmals wiederholen, Oli?“

„Wir müssen dich entlassen, Julian, Sportsfreund.“

Julian Nagelsmann blickte mit schnell wachsender Fassungslosigkeit auf seinen Big Boss, der einen Master of Business Administration an der Privatuniversität Schloss Seeburg in Seekirchen am Wallersee im Salzburger Land erwarb, und versuchte zu lächeln. Oli machte doch wieder einen seiner grausamen Scherze, denn er konnte sich nicht erinnern, einer der schönen Fußballerinnen des FC Bayern München, die auch, wie die Männer in der Bundesliga der Frauen kickten, und Spitze waren, unsittliche Angebote gemacht zu haben. Weder den drei Torwartfrauen, noch den sieben Damen der Verteidigung des Strafraumes, wie auch nicht den sieben Damen des Mittelfeldes, noch den sechs Damen des Angriffs. Auch nicht den Mannschaftsärztinnen, noch der Teambetreuerin Alexandra Milchgießer.

„Wir glauben nicht mehr, dass du, wie Hansi Flick den 33. Mastertitel, den 21. Titel als Deutscher Pokalsieger und vor allem nicht die Champions-League gewinnst.“

„Und wer ist wir, Oli?“

„Das ist Uli Honeß, der den FC Bayern zu dem machte, was er ist, unser Ehrenpräsident, dann Herbert Hainer, der Präsident, Hasan und ich.“

„Ich habe einen Vertrag, der bis Ende der Saison 25/26 läuft, Oli, und der beinhaltet, dass ich 1.041.666, 66 Euro monatlich auf mein Konto überwiesen bekomme. Dafür muss Olaf Scholz, unser Bundeskanzler, drei Jahre arbeiten, wenn ich richtig gerechnet habe.“

„Du hast richtig gerechnet, und kannst dich jetzt ausspannen, bis du von Real Madrid, PSG Paris, dem FC Chelsea, oder vom FC Bayer Leverkusen als Cheftrainer berufen wirst, denn dann werden die monatlichen Zahlungen von 1.041.666,66 Euro an dich eingestellt.“

Julian Nagelsmann, der seinen drohenden Tränenfluss mannhaft bekämpfte und besiegte, musste an die Trainer des FC Bayern denken. Selten war einer unter Ihnen länger als zwei Jahre Trainer gewesen. Die am längsten amtierten, waren Otmar Hitzfeld, Udo Latteck, der viermal in der Liste auftauchte. Hansi Flick wurde nach 18 Monaten gegangen, und er, Julian Nagelsmann der Mann aus Landsberg am Lech, immerhin erst nach 21 Monaten, während Josep Guardiola nach 27 Monaten genug hatte und nach Manchester floh. Und wer wurde sein Nachfolger? Durfte er das Oli noch fragen, der von 1994 bis 2008 ganze 429-Mal im Tor für den FC Bayern und für Deutschland 86-Mal gestanden? Oli konnte wohl selbst seine Titel und Auszeichnungen nicht mehr überblicken, sondern musste unter Wikipedia nachschauen, Oli Kahn, eine Kultfigur wie Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Uwe Seeler und Fritz Walter, der ihn mit einem Fußtritt in die vergoldete Freiheit entließ.

„Dreimal darfst du raten, wer dein Nachfolger wird, Julian.“

„Ich brauche nicht zu raten Oli, es wird der FIFA-Welttrainer des Jahres 2021 – Thomas Tuchel, oder sollte ich mich irren?

„Du unterliegst keinem Irrtum, Julian, es wird Thomas Tuchel, der im Jahre 2021 mit dem FC Chelsea Champions-League-Sieger, Klub-Weltmeister und UEFA-Super-Cup-Sieger wurde.“

„Ja, dann werde ich mal nach Hause fahren, und darf ich mit meinem Dienst-Audi noch nach Hause fahren?“

„Ungern Julian, du solltest dir ein Taxi nehmen, oder hast du kein Kleingeld?“

„Doch, aber ich würde so gerne ein letzten Mal meinen Dienst-Audi fahren.“

„Kannst du nicht deine Lebensgefährtin anrufen, dass sie dich in deinem Bentley oder deinem privaten Audi, dem Audi RS e-tron GT abholt?“

„Doch das ist eine Option, Oli, aber muss ich den Hinterausgang benutzen?

„Du kannst noch den Vorderausgang benutzen, denn die Presse hat noch keine Ahnung, Julian.“

„Bist du sicher, Oli?“

„Bei der Presse sollte man sich nie sicher sein, Julian, doch ich hoffe, du wirst Cheftrainer bei Real Madrid.“

„Das hoffe ich auch, Oli. Ja, dann machs gut Oli, und ich hoffe Tuchel holt alle Titel die du und die anderen Bosse von ihm erwarten.“

„Danke Julian, du bist ein anständiger Mensch, und ich bedaure, dass wir uns vor dir trennen müssen.“

„Hör auf Oli, aber wenn du so weiter redest, muss ich auch noch weinen, aber danke, dass ich noch durch den Hauptausgang die Säbener Straße verlassen kann. Und grüße Uli Oli.“

„Da mache ich doch Julian. und viel Glück für dich bei Real Madrid oder dem Hamburger SV.“

„Sagtest du Hamburger SV, Oli?“

„Yes, das sagte ich. Der Hamburger SV war mal ein Konkurrent von uns, aber das ist lange her, aber mit dir könnte er es wieder werden. Soll ich den Klaus anrufen, den Klaus-Michael Kühne, den Multimilliardär, der Hamburg eine Oper für 500 Millionen Euro schenken will.“

„Nein, das macht mein Berater, Volker Struth. Aber nochmals Danke für meine erfolgreiche Zeit beim FC Bayern München. Ich benutze den Vorderausgang.“

„Vielleicht solltest du doch lieber den Hinterausgang benutzen, Julian. denn ich sehe auf dem Monitor bereits dutzende Vertreter der Medien.“



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