Kulturmanager, Literat & Satiriker


17. März 2023

Synodalis iter est error

In der ‚einzig wahren Kirche Jesu Christi‘, deren Gläubige dem römischen Papst Gehorsam bis zum Tode schulden, brodelt es, und in den hitzigen Debatten geht es nicht immer friedlich zu, und man kann sich schon den besorgten Blick des 266. offiziellen Stellvertreters Gesù Cristo, des Salvatore del mondo, des Retters der Welt, Papa Francesco vorstellen, wenn Luis Francisco Ladaria, der Präfekt del Dipartimento per la Dottrina della Fede, des Dikasteriums für die Glaubenslehre, in dessen Bibliothek mit dem atemraubenden Blick über Rom erscheinen muss, Jesuit wie seine Heiligkeit, und unter Punkt zehn, elf, zwölf o tredici – oder dreizehn, die neuesten Nachrichten, le notizie più recenti, aus dem Il paese della Riforma, dem Land der Reformation, Germania, vernehmen muss.

No, der Bischof trägt nicht den Namen Martin Luther, der Ärger, la rabbia, verursacht, sondern er heißt Georg Bätzing, und hat oder soll gesagt haben, che la sua guida della Chiesa, dass die Führung der Kirche durch ihn, den Papst, äußerst fragwürdig wäre. Was für eine Anmaßung. Incredibile, unglaublich, denn war nicht er, Papa Francesco, il pastore della Chiesa universale, weniger als Gott, meno di Dio, ma più dell’uomo, doch mehr als der Mensch, wie es Papst Innozenz III. an seinem Weihe – und Krönungstag, dem 22. Februar 1198 postulierte, der gewaltigste Papst und Jurist des Hohen Mittelalters?

War nicht dieser Bischof Bätzing ein Ketzer und wusste dieser Bischof von Limburg, einer von mehr als 5.300 Bischöfen der Weltkirche, der Chiesa mondiale – nicht, dass die Päpste seit dem Jahre 1870 im Besitz des Jurisdiktionsprimats und der Infallibilità, der Unfehlbarkeit in allen Frage des Glaubens, in tutte le questioni di fede,waren?

Kannte dieser Bätzing nicht den Dictatus Papae Gregor VII. in dem stand: quod ille solus possit deponere episcopos vel reconciliare, nämlich, dass allein der Papst Bischöfe absetzen und wieder einsetzen könne und dürfe, und das niemand als katholisch gelte, der sich nicht in Übereinstimmung mit der römischen Kirche befinde? Quod catholicus non habeatur, qui non concordat Romanae ecclesiae?

Synodalis iter est error, der synodale Weg war ein Irrtum, und die Kirche Deutschlands durfte auf diesem Weg nicht weitergehen, e alla Chiesa cattolica di Germania non è stato permesso di andare oltre su questa strada.

„Wollen Eure Heiligkeit den Bischof von Limburg entlassen, ihn aus dem Amte entfernen, rimuovi dall‘ufficio? Ich darf Vostra Santità, Eure Heiligkeit, daran erinnern, dass Eure Heiligkeit auch den Vorgänger entlassen haben.“ Luis Kardinal Ladaria, seit dem Jahre 2017 Kardinalpräfekt der Glaubenskongregation, blickte mit der Gelassenheit eines Mannes, der sich im wahren Glauben wähnte, auf den Pontifex maxismus der Chiesa mondiale, der in Deutschland die Menschen abhandenkamen, die Austritte waren besorgniserregend.

„Und wer war das Eminenza?

„Franz-Peter Tebartz-van Elst, Vostra Santità, Eure Heiligkeit.“

„Und wo verrichtet er jetzt seinen Dienst am Volke Gottes, servizio al popolo di Dio? Ist er Hauskaplan der Principessa Mariä Gloria von Thurn und Taxis, l’amica di preghiera del mio predecessore Eminenza Ladario, ist er ihr confessore, ihr Beichtvater?“

„Er wurde in das Dikasterium für die Evangelisierung der Völker versetzt, und ist für die Bekehrung der Sachsen zuständig, ob er auch der Beichtvater der Principessa ist, konnten die Agenten der Heiligen Römischen und universalen Inquisition, des Dikasteriums für die Glaubenslehre, noch nicht zweifelsfrei in Erfahrung bringen, Vostra Santità.“

„Und wer oder was sind die Sachsen, e chi o cosa sono i Sassoni?“

„Ein Volksstamm im Osten Deutschlands, der von Carlo magno, Karl dem Großen zum Glauben an Jesus Christus bekehrt wurde.“

„Veramente, sei sicuro, sind Sie sicher Eminenza Ladaria?“

„Assoluto, absolut. Die Sachsen mussten in den Sachsenkriegen zum wahren Glauben geführt werden. La conversione, die Bekehrung begann Jahre 772 mit der Zerstörung der Irminsul und endete im Jahre 804 mit der Ernennung des Missionars Liudger zum Bischof von Münster, Eure Heiligkeit, Vostra Santità. Aber darf ich auf Bischof Bätzing und den riprendendo il cammino sinodale, den Synodalen Weg zurückkommen?“

„Dieser Weg vergiftet meine Tage, Eminenza Ladaria. Questo sentiero avvelena i miei giorni. Warum sollen Priester heiraten dürfen und Frauen ordiniert werden? Was haben Paulus, Augustinus und Benedikt XVI. zum Thema Frauen gesagt, dessen letzte Worte waren – Gesù ti amo, Jesus – ich liebe dich?“

„Paulus hat gesagt, Heiligkeit, dass Frauen in der Gemeinde zu schweigen haben – tacere, und Kirchenvater Augustinus hat das Weib als minderwertiges Wesen bezeichnet, dass von unserem Gott, quello del nostro Dio nicht nach seinem Ebenbilde, la sua immagine, erschaffen wurde, auch stellte Augustinus die Frage, ob die Frau eine Seele habe, und Santo Ambrosio da Milano hat gesagt: Die Frau muss das Haupt verhüllen, weil sie nicht das Ebenbild Gottes ist. Ich denke, Eure Heiligkeit, es ist unmöglich, dass jemals Frauen zu Priesterinnen, alle sacerdotesse und zu Bischöfinnen, vescovi, ordiniert werden können und sollten.“

„Und was hat mein Vorgänger gesagt, Eminenza Ladaria?“

„Ich glaube er sagte: L’uomo e la donna erano distinti fin dall’inizio della creazione e tali rimarrano per tutta l’eternità, Mann und Frau sind von Beginn der Schöpfung an unterschieden, und bleiben es in alle Ewigkeit.“

„Und glauben Sie, dass wir viele Männer als Priester gewinnen, wenn Wir den Zölibat ad libitum einführen würden? Denken Sie, dass einige der Bischöfe Deutschlands heiraten würden?“

„Ich denke, alle Bischöfe Deutschlands sind in einem Alter, in dem ihre Körper Testosteron, das wichtigste Sexualhormon des Mannes, nicht mehr produzieren, und es sich daher nicht mehr lohnt noch in den heiligen Stand der Ehe einzutreten, Vostra Santità. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rainer Maria Kardinal Woelki heirate. Woelki ha sessantasei anni, und wer heiratet noch mit sechsundsechzig Jahren, Eure Heiligkeit? Die Ordination der Frauen und die Aufhebung des Zölibats um des Himmelreiches Willen wird den Verlust an contribuenti ecclesiastici, an Kirchensteuerzahlern nicht beeinflussen, denn die Kirchen der Reformation verlieren so viele Gläubige wie die unsere, die einzig wahre Kirche, und das obwohl ihre Pastoren seit mehr als 500 Jahren heiraten dürfen und Frauen zu Pastorinnen und Bischöfinnen ordiniert werden.“

„Und woran liegt das, Eminenza Ladaria?“

„Der Glaube in Europa versickert wie das acqua piovana, das Regenwasser, aber unsere Kirche blüht in Afrika, denn wir können in Europa niemanden mehr zwingen in unserer heiligen Kirche auszuharren – fino alla morte, bis zum Tode. Wir haben keine Machtmittel mehr, und wo sind die Kirchen leerer als in Rom, der Stadt der Päpste, Vostra Santità? Wenn ich in meiner Titelkirche Sant’Ignazio di Loyola an den Hochfesten der Kirche das heilige Messopfer feiere, zähle ich nie mehr als cinquanta credenti, und dabei ist es Pflicht eines jeden Katholiken und jeder cattolica, an Sonntag – und Feiertagen, la domenica e nei giorni festivi, die Gottesdienste zu besuchen, Vostra Santità, Eure Heiligkeit.“

„Nur fünfzig? Und mehr Männer oder Frauen?“

„Più donne, alte Frauen, sehr alte Frauen, Vostra Santità, Frauen, die dem Grabe, la tomba, nahe sind.“

„Und können wir, Papst und Kurie, über die ragione, die Vernunft, trionfo sulla ragione, cosa ne pensi, noch siegen, Eminenza?“

„Nur wenn Gott aus den Weiten des Himmels, aus der Endlosigkeit des Universums, dall’infinto dell‘universo rufen würde, dass Eure Heiligkeit sein Stellvertreter auf Erden sind, und jeder der Ihnen nicht folgt, cade nella dannazione eterna, der ewigen Verdammnis anheimfällt. Doch ich fürchte, die ragione, die Vernunft, wird über den Glauben siegen, trionferà sulla fede, weil Gott seit mehr als zweitausend Jahren schweigt, di duemila anni di silenzio.“

„Und wie viele Päpste von Rom werden Uns, Francesco I. noch folgen? Was glauben Sie, cosa ne pensa, Eminenza Ladaria?“

„Ich hoffe, spero, dass der Gott an den wir glauben, am jüngsten Tage, appare l’ultimo giorno di questo mondo erscheinen wird, und ich von den Toten auferstehe zum ewigen Leben, alla vita eterna, und in die Herrlichkeit Gottes, nella gloria di Dio, entrückt werde – denn die Hoffnung stirbt zuletzt, perché la speranza muore per ultima, Santo Padre, aber ich hoffe nicht, dass wir bis dahin, den Synodalen Weg, la via sinodale bekämpfen müssen.“

„Aber könnten Sie sich nicht vorstellen, dass die Hälfte aller Bischöfinnen Frauen wären, Eminenz Ladaria.“

„Questo va oltre la mia immaginazione, Das liegt jenseits meiner Vorstellungskraft, Santa Padre.“

„Dann bin ich beruhigt, allora sono rassicurato. Und was machen Wir mit Bischof Bätzing, e cosa facciamo con Bätzing?“

„Exkommunizieren, scomunicare, Eure Heiligkeit, damit in der Kirche Deutschlands, pace e tranquillità, Ruhe und Friede wieder einkehren. Lodare Gesù Cristo, gelobt sei Jesus Christus.



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