Kulturmanager, Literat & Satiriker


Der Corona-Tod und die Kanzlerin

13. Mai 2020

   

Wurden jemals in der Geschichte Europas, seit dem Untergang des Römischen Weltreiches im 4. Jahrhundert, als die Jesus-Sekte zur Staatskirche mutierte, und alle anderen Kulte, auch die Götter Roms auf den Abfallhaufen der Geschichte geworfen wurden, Kirchen geschlossen, und Ostergottesdienste aus Angst vor dem Tode abgesagt? Stand jemals in der Geschichte des Abendlandes ein Papst am Karfreitag, dem Todestag seines Gottes, alleine in der Basilika San Pietro, immerhin der 266. Nachfolger eines Fischers aus Bethsaida am See von Galiläa, der seinen Herrn im Palast des Pontifex der Jüdischen Religion, sein Name war Kaiphas, nicht einmal, sondern dreimal verriet und zu der Magd sagte: wahrlich, ich kenne den Menschen nicht?

Durch die Jahrhunderte wüteten immer wieder Seuchen, starben Millionen Menschen, doch kein Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, kein King der Britischen Inseln, kein König von Frankreich und kein Zar von Russland, und keiner der vielen Fürsten deutscher Länder, ob sie sich dem Gott der Päpste oder dem Gott Martin Luthers verpflichtet fühlten, welche die Einwohner ihrer Länder als Leibeigene betrachteten und erniedrigten, hätten bei jeder Art von Gefahr die Kirchen geschlossen, denn wo konnte der geschundene Mensch Trost und Schutz suchen, wenn nicht in den Gotteshäusern Europas?

Selbst Adolf Hitler, der mit der Angst der Menschen spielte bis zu seinem Untergang, er war und blieb Katholik bis zu seinem Suizid, und ließ immer pünktlich seine Kirchensteuer überweisen, wagte nicht, die Kirchen der Katholiken und Protestanten zu schließen, dazu gab es auch keinen Anlass, denn die deutschen Bischöfe standen hinter ihm und wurden erst nach seinem Ende zu Widerstandskämpfern.

Nein, die Kirchen zu schließen und Gottesdienste aus Angst vor dem Tode zu verbieten, das wagte in der deutschen Geschichte nur eine Frau – Angela Merkel, und mit ihr die sechszehn Ministerpräsidenten der Länder, zwei Frauen und vierzehn Männer, die Nachfolgerinnen und Nachfolger deutscher Landesfürsten. Und unter ihnen Bodo Ramelow, der Nachfolger der Großherzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach, von denen einer, Carl August, der Freund Johann Wolfgang von Goethes, und ein anderer, Ernst August I. war, in dessen Hofkapelle von 1708 bis 1717 Johann Sebastian Bach als Konzertmeister sein Brot verdiente, und der bei seinem Tode, am 19. Januar 1748 außer Schulden, 1.100 Hunde, 373 Pferde und eine unbekannte Anzahl von Mätressen hinterließ. Und Bodo Ramelow sei daran erinnert, dass auch Walter Ulbricht und Erich Honecker keine Kirchen schlossen, selbst dann nicht, als die Leipziger, aus der Nikolai-Kirche tretend, wo zu ihnen der Pastor Christian Führer gepredigt, skandierten – wir sind das Volk.

Verständlich, dass die Corona-Pandemie ein Thema für alle Satiriker ist, denn die Satire ist älter als die katholische Kirche und die Feder gegen jede Form menschlichen Irrsinns kann nicht spitz und scharf genug sein, auch wenn der Laptop die Feder ersetzt. Und darum schrieb ich die Satire „Corona“, denn der Schritt von der Freiheit in die Unfreiheit ist oft nur ein kleiner Schritt, und man kann, doch man sollte nicht, aus Angst vor dem Tode, dem allgegenwärtigen, die Freiheit- und Menschenrechte, auch nicht für Tage, Wochen und Monate eliminieren, und ein Land und seine Menschen wirtschaftlich ruinieren, auch nicht Angela Merkel.

In Deutschland fallen dem Tode jährlich circa 900.000 Menschen zum Opfer und die Leichenbestatter haben immer Konjunktur und das ewige Leben ist nichts als eine Hoffnung, denn der Glaube an ein Leben nach dem Tode, ist nichts als das Geschäftsmodell der Priester aller Religionen, Zeiten und Zonen. Wie sagte Heraklit, der von 544 bis 483 vor Christus lebte: „Unsere Seele ist nur ein Teil des allgegenwärtigen Logos, in den sie nach dem Tode zurückfällt, so wie das Licht in der Nacht verlöscht.“ Und Epikur verdanken wir die Worte: „Der Tod bedeutet, dass sich die Seele auflöst und damit unsere Empfindung erlischt. Solange wir sind, ist der Tod nicht da, und sobald er da ist, sind wir nicht mehr.“

Auch Kanzlerinnen und Landesfürsten sind vergänglich, so vergänglich wie die Seuche Corona.

Der politisch-satirische Roman Corona erscheint ab 2. Juni als E-Book in der Edition-Voltaire.



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