Kulturmanager, Literat & Satiriker


03. Oktober 2022

Der Papst und das Gericht

Nein, nicht vom ‚Jüngsten Gericht‘ über das wir im Katechismus des Jahres 1992, der Welt zum fabelhaften Geschenk durch Johannes Paul II., gemacht, lesen: Die hochheilige Römische Kirche glaubt und behauptet fest, dass am Tage des Gerichts alle Menschen mit ihren Leibern vor dem Richterstuhle Christi erscheinen werden, um über ihre Taten Rechenschaft abzulegen – ist die Rede, sondern vom Landgericht Traunstein in Oberbayern, welches gegen den berühmtesten Emeritus der Welt ein zivilrechtliches Vorverfahren eingeleitet, da eines der ungezählten Opfer katholischer Priester aller nur denkbaren Rangstufen bis hinauf zum Kardinalerzbischof – wer denkt nicht an den Knabenschänder von Hollabrunn, den Erzbischof von Wien, Hans Hermann Kardinal Groer – den 265. Nachfolger und Stellvertreter Gottes auf Erden, Benedikt XVI., verklagt hat, weil Benedikt zu den Gräueltaten nicht weniger seiner hochwürdigen Priester im Weinberg hinweg geschaut und geschweigen habe.

Wer immer das klagende Opfer ist, der Mann hat Mut, denn er erhebt Klage gegen einen Halbgott, denn wie sagte schon einer der bedeutendsten Päpste des hohen Mittelalters, Innozenz III. an seinem Krönungstag, dem 22. Februar des Jahres 1198: Papa minor Deo sed plus homine, oder auf Bayerisch: I bin weniger als unser Gott, aber mehr als der Mensch, verstehst mi, du Saudepp, du preußischer.

‚Das Landgericht Traunstein ist für die Menschen da‘, erfährt der Bundesdeutsche in all seiner Niedrigkeit, wenn er die Homepage des Landgerichtes Traunstein über Google aufruft, auch erfährt er, das ein Professor Dr. Ludwig Kroiß als Präsident amtiert, und dem Recht im Bezirk Traunstein zum Siege verhilft, also wenn nötig mehr als 800.000 Menschen. Und dieser Mann des Rechts ist nicht nur zuständig für Rosenheim, die Stadt in der Hermann Göring geboren wurde, und die durch die Rosenheim-Cops im ZDF deutschlandweit bekannt ist – mit dem Zweiten sieht man besser – die auch unter Leitung von Herrn Achtziger, dem Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim, Herrn Professor Dr. Kroiß zuarbeiten muss, denn in Rosenheim und Umgebung wird jeden Dienstag ein Mord verübt, und Herr Dr. Kroiß ist auch zuständig für das Recht im Berchtesgadener Land, Traunstein selbstredend, Mühldorf am Inn und nicht zuletzt für das Recht in Altötting, dem Ort der Gnadenkapelle, die als bayerisches Nationalheiligtum gilt, und wo seit Jahrhunderten die Schwarze Madonna alle möglichen Wunder vollbrachte, vollbringt und vollbringen wird, wie die Votivtafeln beweisen sollen, denn wie sagte schon Jesus von Nazareth: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht, nachzulesen im Evangelium des Johannes.

Und die Frage ist, hat sich der Präsident des Landgerichtes Traunstein, das seit 1254 und 1275 Gerichtsort der bayerischen Herzöge war, Oberaufseher über die Amtsgerichte Altötting, Laufen, Mühldorf am Inn, Rosenheim und Traunstein, auch mit dem Präsidenten des Oberlandesgericht München, Hans-Joachim Heßler, der auch Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshof ist, und nicht zuletzt mit dem Justizminister des Freistaates Bayern, Georg Eisenreich, abgesprochen, als er das zivilrechtliche Verfahren gegen Benedikt XVI. auf den Weg brachte, von dem die Worte überliefert sind: Der einzige Fallstrick, vor dem Kirche Angst haben muss, ist die Sünde ihrer eigenen Mitglieder – denn im Jahre 2023 sind Landtagswahlen, und obwohl die Zahl der Mitglieder der ‚einzig wahren Kirche Jesus Christi‘ dahin schmilzt, wie die Gletscher in den Alpen, sind immer noch mehr als die Hälfte der Bayern katholisch, nämlich stolze 55 Prozent, im Gegensatz zum Freistaat Sachsen, wo nur 4 Prozent an den Gott der römischen Päpste, credo in deo Romanorum Pontificium glauben, wie die Statistiker sagen.

Das Benedikt XVI. im Jahre 2023 den Bußgang nach Traunstein antritt, wie Kaiser Heinrich IV. im Dezember 1076 den Gang nach Canossa, damit ihn der Despot Gottes, Gregor VII. vom Bann losspreche, ist auch für Atheisten höchst unwahrscheinlich, auch sollte der Präsident des Landgerichtes Traunstein über die Worte des Herrn nachdenken, welche der Evangelist Matthäus der Nachwelt hinterließ, nämlich diese: Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

Wer möchte nach diesen Worten des Herrn, der im Jahre 325 auf dem Konzil von Nicäa durch Kaiser Konstantin zum Gott erklärt wurde, in der Haut des Präsidenten des Landgerichtes von Traunstein, dem Honorarprofessor der Universität Passau, Dr. Wolfgang Kroiß stecken? Wer? Laus Jesu Christo et matri eius sanctissimae Virginis Mariae de Altötting.



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