Kulturmanager, Literat & Satiriker


07. August 2021

Die Impf-Bratwurst

Weder in Hamburg, München, noch Berlin und Bielefeld, sondern in Sonneberg im „Grünen Herzen“ Deutschlands, in Thüringen lockte man die Frauen und Männer, die sich nicht impfen lassen wollten noch wollen, wie Hubert Aiwanger, der Niederbayer und Vorsitzende der Partei „Freie Wähler“, nicht mit Obst oder Käsehäppchen, um sie vor dem Corona-Tod zu schützen, sondern mit dem Gericht, welches die Thüringer seit alters her am liebsten verzehren – die Rostbratwurst, die seit dem Jahre des Herrn 1404 urkundlich erwähnt ist, und zwar auf einer Propstei-Rechnung des Arnstädter Jungfrauenklosters; und das älteste bekannte Rezept befindet sich im Staatsarchiv von Weimar, der Stadt, die mit Goethe und Schiller wirbt, die in ihren Mauern gelebt, geliebt und gedichtet haben, dazu auch noch Wieland und Herder, denn es stammt aus der Ordnung für das Fleischerhandwerk zu Weimar, Jena und Buttstädt, vom 2. Juli 1613. Und es gibt noch ein Rezept, und zwar aus dem Thüring-Erfurtchen-Kochbuch von 1797, welches eine geräucherte Variante erwähnt.

Wer in Sonneberg die Idee mit der „Impf-Bratwurst“ hatte, war anscheinend nicht Heiko Voigt, der Bürgermeister mit dem Parteibuch der CDU in der Rocktasche, auch nicht Jens Spahn, die merkelsche Allzweckwaffe gegen alle Arten von Seuchen, sondern die Kassenärztliche Vereinigung, deren Mitglieder sich fragten, wie kommt die Spritze an den Mann und die Frau vielmehr an die Frau und den Mann, denn die Todesrate liegt in der Spielzeugstadt Sonneberg bei 3,83 Prozent und die Zahl der Toten, die nicht durch Selbstmord, Eifersucht oder einem ganz normalen Herzinfarkt, sondern durch Corona starben, beträgt derzeit 183, es können aber auch schon 185 Tote sein.

Aber Corona ist nicht nur ein Virus, den man am sinnvollsten mit dem Verzehr einer Gratis-Impf-Bratwurst bekämpft, sondern auch eine katholische Heilige. Heilige sind immer katholisch, und in der Regel, wenn weiblich, Jungfrauen, wie die Gottesmutter Maria. Und die heilige Corona starb um das Jahr 177 in Ägypten, es kann auch Syrien gewesen sein, bitte, wir wollen nicht kleinlich sein, und sie wird in der Papstkirche nicht nur als Patronin des Geldes, sondern auch der Metzger verehrt. So schließt sich der Kreis, und so hat man in Sonneberg beschlossen freitags, und nur freitags, warum eigentlich nur freitags? – denn ein Sonneberger oder eine Sonnebergerin hat immer Lust auf eine Bratwurst, und nicht nur freitags, vor allem, wenn sie mit dem Impfen verbunden ist. Und alle Impfmuffel, und nicht nur die aus Sonneberg, also Männer wie Hubert Aiwanger aus Ergoldsbach in Niederbayern, mit einer Thüringer-Gratis-Bratwurst zu locken ist eine einfache wie einzigartige Idee, und man kann bereits Bilder im Internet sehen, auf denen der Kanzlerkandidat der SPD, unser Olaf Scholz aus Hamburg-Altona, eine Impf-Bratwurst mit sichtbar höchster Lust verzehrt, und dabei auf die Elbphilharmonie blickt.

Und der Wähler fragt sich, wann sehe ich den immer lachenden Armin Laschet, auch wenn er das Politbarometer des ZDF zur Kenntnis nimmt, mit einer Bratwurst aus Thüringen oder Annalena Baerbock-Holefleisch mit einer Bratwurst im Wahlkampfmodus auf den Marktplätzen von Weimar, Jena, Erfurt oder Buttstädt, auf dem Markt in Münster in Westfalen oder Nürnberg, denn auch die Kassenärztliche Vereinigung von Nürnberg sollte sich ein Beispiel an der von Sonneberg nehmen, denn auch Nürnberg ist eine Stadt der Bratwürste, wie nicht zuletzt Uli Hoeneß beweist, denn Uli Hoeneß stellt Würste her, nein, nicht in München, sondern in Nürnberg, denn haben Sie noch nie bei Aldi, Lidl oder Netto Rostbratwürste von Uli, unter dem Markennamen HoWe, gekauft? Sollten Sie aber, doch nicht bei Aldi, Lidl oder Netto, sondern in Verbindung mit der Impfnadel, zum Beispiel auf dem Marienplatz in München oder der FC Bayern World in der Nähe der Frauenkirche, in der Weinstraße, da, wo es zu Gott oder Hoeneß geht, denn auch München im Söderland ist der Corona-Seuche ausgeliefert.

In Nürnberg würde sich zum Beispiel als Impf-Bratwurst-Stand das Gasthaus Zum Gulden Stern oder Das Bratwurstglöcklein anbieten, wo schon Albrecht Dürer und der Schuster und Poet Hans Sachs Bratwürste verzehrten, der in Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg immer wieder fröhliche Auferstehung feiert, auch dann, wenn ihn die „Neudeutungen“ des Werkes durch Regietäter nerven.

Die Nürnberger Rostbratwurst ist eine geschützte Bezeichnung, wie die St. Galler Bratwurst, oder die herzhafte Rostbratwurst aus Thüringen, und kann täglich verzehrt werden, auch ohne Impfnadel, aber sinnvoller mit dem Leben rettenden BionNTech, Pfizer-Impfstoff oder von Johnson & Johnson, wie freitags in Sonneberg in Thüringen.

Frau Merkel, welche geht und bald tschüss ihr Lieben sagt, es war trotzdem schön mit euch, will die Verweigerung des Impfens nicht unter Strafe stellen, und von Hubert Aiwanger, dem Wirtschaftsminister Bayerns und Impfmuffel, 5.000 Euro als Strafe kassieren, denn den Bundeshaushalt mit solcher Maßnahmen zu sanieren, dürfte Jahrhunderte dauern, und im Jahre 2321 ist aus Deutschland schon längst Germanistan, beziehungsweise die Islamische Republik Deutschland geworden, mit einem Kalifen, der seine Karriere als Imam an der Mohammed-Moschee in Berlin Neukölln begonnen hat, und im Hotel Adlon seinen Harem unterbrachte, es sei denn, im Jahre 2029 wird Alice Weidel zur Bundeskanzlerin gewählt und Tino Chrupalla aus Görlitz von seinen Parteigenossinnen und Genossen liebevoll Pinsel genannt, übernimmt das Justiz – und Innenministerium, damit Deutschland endlich ein demokratischer Rechtstaat wird. Aber bitte vorher noch schnell ein Impf-Bratwurst aus Thüringen oder Nürnberg, der Söder-Stadt verzehren – es könnte die letzte Gratis-Impfwurst sein.



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