Kulturmanager, Literat & Satiriker


19. März 2021

Was wäre denn,

wenn Jesus von Nazareth an der Porto di Bronzo der Vatikanischen Palaste stände und Hauptmann Alfons-Maria Hüterli aus Appenzell-Innerrhoden würde ihn fragen, scusi tanto, aber zu wem wollen Sie, und darf ich Ihren Namen erfragen und prego Ihre carta identità möchte ich auch sehen.

„Ich möchte meinen Stellvertreter sprechen, Herr Hüterli.“

„Ihren Stellvertreter, und wer ist das?“

„Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires, der Mann, der behauptet, dass er mein Stellvertreter ist.“

„Wirklich?“ Und wer sind Sie?“

„Ich bin Jesus von Nazareth, Herr Hüterli.“

„Das kann jeder über sich sagen. Gestern war noch an Mann hier an der Porto di Bronzo, der behauptete Petrus aus Bethsaida zu sein. Bitte Ihren Ausweis. Jeder, der einen Monsignore in den Vatikanischen Palästen besucht, muss seine carta identità vorlegen und er bekommt dann ein permesso, einen Besucherschein, una passaporto visitatore, in welchem er den Namen des Kardinals, Bischofs oder den Monsignore einträgt, den er besuchen will. Capito?“

„Ich sagte doch, Herr Hüterli, dass ich meinen Stellvertreter sprechen möchte, denn ich möchte mich beschweren.“

„Vorgestern war ein Mann hier an der Porto di Bronzo, der behauptete Paulus aus Tarsus zu sein, der sich auch bei Papst Franziskus über die Chiesa santa beschweren wollte und wir haben ihn in die Psychiatrie-Abteilung des Gemelli-Clinico vom Heiligsten Herzen Jesu eingeliefert, nachdem er von einem Arzt der Glaubenskongregation einer Voruntersuchung unterzogen wurde. Also schreiben Sie Ihren Namen auf den passaporto visitatore, aus welcher Stadt Sie kommen, und das Geburtsdatum, Ihr data di nascita.“

„Ich kann nicht schreiben und auch nicht lesen, Herr Hüterli.“

Alfons-Maria Hüterli, der Hüne aus Appenzell-Innerrhoden, stark wie ein Bär und glaubensstark wie ein Bauernsohn aus Appenzell-Innerrhoden nur sein konnte, der dem Heiligen Vater zum Schutze diente, wunderte sich. Das war ein Fall für den Kaplan der Schweizer Garde, den Thomas Widmer. Und der Herr Kaplan war auch gleich am Handy.

„Herr Kaplan, hier steht ein Mann, der behauptet Jesus von Nazareth zu sein. Was soll ich mit ihm machen? Er will zum Heiligen Vater.“

„Jeder, der nach Rom kommt, Hüterli, will den Heiligen Vater sehen, dafür gibt es die Generalaudienzen. Melden Sie den Fall der Glaubenskongregation, die soll sich um den Mann kümmern. Und belästigen Sie mich nicht weiter mit Verrückten. Wann wollte noch der Erzengel Michael den Heiligen Vater sprechen?“

„Das war vorige Woche, Herr Kaplan, und danke für den Hinweis.“

Und wenige Augenblicke später hörte die ehrwürdige Nonne Gabriela Panebianco, die Sekretärin des Kardinalpräfekten der Congregatio pro doctrina fidei, die Stimme Hauptmann Hüterlis, der ihr mitteilte, dass Jesus von Nazareth ihm gegenüber stände.“

„Geben Sie ihm ein paar Euro, damit er sich einen Cappucino kaufen kann, Hauptmann Hüterli.“

„Er will den Heiligen Vater sprechen ehrwürdige Mutter.“

„Wer will das nicht, Hauptmann Hüterli? Auch Mario Draghi, der derzeit amtierende Präsident des Ministerrates will den Rappresentante di Dio sulla terra sprechen, und manche glauben sogar Gott habe die Corona-Seuche geschickt, weil wir Römer so sehr gesündigt hätten. Bitte, und was ist mit den Deutschen, was ist mit Kardinal Woelki, dem Erzbischof von Köln und allen Bischöfen Deutschlands und ihrem synodalen Weg? Schicken Sie den Mann nach Colonia, Hauptmann Hüterli, da versinkt man im Chaos der Sünde, und nicht erst seit heute.“

„Soll ich ihn forttragen lassen, ehrwürdige Mutter, denn dieser Mann geht nicht freiwillig. Ich kenne diese Verrückten. Sie können unglaublich aggressiv werden und entwickeln dann Riesenkräfte.“

„Und warum vertreiben Sie den Mann nicht mit Weihwasser? Weihwasser hilft immer, das sind jedenfalls meine Erfahrungen.“

„Veramente venerabile madre?“

Und Hauptmann Hüterli befahl dem Gardisten Peter Hämmerli Weihwasser, acqua santa, zu holen.

„Und wo, Hauptmann Hüterli?“

„Dahinten sehen Sie einen Wasserhahn, und wenn sie den Eimer unter den Hahn halten und ihn nach rechts drehen, kommt geweihtes Wasser heraus, wie überall im Vatikan. Wo Sie im Vatikan einen Wasserhahn öffnen, kommt Weihwasser, und damit füllen Sie den Eimer, Gardist Hämmerli. Wie lange dienen Sie schon im Vatikan – Hämmerli?“

„Zu Befehl, ich wurde am 6. Mai 2020 vereidigt, Hauptmann Hüterli.“

„Der Mann hier ist Jesus von Nazareth, jedenfalls behauptet er das, und den besprengen Sie mit dem Aqua santa, bis er die Flucht ergreift.“

„War der nicht schon gestern hier, Hauptmann Hüterli? Gardist Alfons Ackermann sprach davon.“

Gardist Aloisius Hämmerli salutierte denn Kardinal Luis Ladaria Ferrer betrat die Stufen, die hinauf zur Porta di Bronzo führten und über die Scala Pius IX. in den Cortile San Damaso, und stutzte, und stellte eine Frage an den Mann, der ihn an eine Gestalt erinnerte, die er zu kennen glaubte.

„Kennen wir uns?“

„Ich bin Jesus von Nazareth und Sie sind der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, die als Heilige Römische und universale Inquisition im Jahre 1542 durch Papst Paul III. gegründet wurde.“

„Das ist richtig, aber wo haben Sie das weiße Gewand machen lassen, Signore? Bei Gamarelli? Gamarelli ist der führende Laden für Kleriker.“

„Meine Mutter hat es mir genäht, Eminenz Ladaria.“

„Wirklich, und wie heißt Ihre madre? Ich hoffe questa domanda, diese Frage ist nicht zu indiskret.“

„Maria ist der Name meiner Mutter – Maria von Nazareth.“

„Ich hätte es mir denken können. Aber ich muss eilen, Papst Franziskus erwartet mich.“

Und zehn Minuten später betrat Luis Kardinal Ladaria Ferrer, das Mitglied der Gesellschaft Jesu, die Bibliothek des Summus Pontifex und entschuldigte sich, dass er sich verspätet habe.

„Ich traf Jesus von Nazareth, Heiligkeit. Es ist unglaublich, wie viele Verrückte in Rom unterwegs sind, aber er trug Wundmale an Händen und an Füßen.“

„Wirklich? Und was machen wir mit dem Erzbischof von Hamburg, der Uns seinen Rücktritt angeboten hat, der Unglückselige heißt Stefan Heße, Eminenz Ladaria?“

„Eure Heiligkeit sollten den Rücktritt annehmen, um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden. Und sollte der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, auch seinen Rücktritt anbieten, würde ich Eurer Heiligkeit empfehlen auch diesem Wunsche zu entsprechen, denn die Pensionen müssen nicht die Erzdiözesen tragen, sondern die Bundesrepublik Deutschland – Adolf Hitler sei Dank, der das Reichskonkordat von 1933 durch seinen Vizekanzler, Franz von Papen, den Erbsälzer zu Werl und Neuwerk, unterschreiben ließ. Kardinal Woelki und Erzbischof Heße bekommen dadurch die gleichen Pensionen wie Bundesminister - lodare Adolf Hitler, Eure Heiligkeit. Aber was machen wir den Frauen?“

„Haben auch Frauen die Erzbischöfe wegen sexueller Übergriffe von Priestern angezeigt?“

„Das nicht, Eure Heiligkeit, aber die Frauen in der Kirche, wollen an die Macht, sie wollen Bischöfinnen und Priesterinnen werden.“

„Der wievielte Nachfolger Gesù Cristi bin ich, Eminenz Ladaria?“

„Ich glaube, der 266. Nachfolger des Petrus.“

„Die Ordinationen der Frauen sind ein Thema für einen meiner Nachfolger, einen Franziskus oder Pius XXV., aber wenn Sie den Vatikan verlassen und dieser Jesus von Nazareth steht immer noch an der Porto di Bronzo, dann schenken Sie ihm einen vor mir geweihten Rosenkranz.“



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