Kulturmanager, Literat & Satiriker


30. Januar 2021

Der Präsident und der Erzbischof

Joseph Robinette Biden, ist katholisch, und in seiner Amtseinführung zitierte der 46. Präsident der United States aus dem Opus De civitate Dei, des heiligen Kirchenlehrers Augustinus, der als Bischof von Hippo durch die christliche Geschichte tausende und abertausende Theologen geistig befruchtete. Und während bei Donald John Trumps Inauguration, der gleich auf zwei Bibeln schwor, und von fünf von Gott Erleuchteten gesegnet wurde, darunter eine Frau, es war TV-Evangelistin Paula White, die auch verinnerlichte, dass man mit Gott als Geschäftsidee zur Multimillionärin werden kann, denn sie fliegt seit Jahren in ihren Business Jets von church service to church service, war es bei Joe Biden ein Jesuit, der die Hilfe des katholischen Gottes auf das Haupt von Vater Joe herabflehte. Aber bitte, nicht irgendein Jesuit, sondern Leo Jeremiah O´Donovan, ein Mann, der in der Lage ist, das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu erklären, und dies nicht zuletzt, weil er Präsident der Georgetown University war, der Gotteskrieger ist nämlich 87 Jahr jung, und die Georgetown University ist seit dem Jahre des Herrn 1789 eine jesuitisch-katholische Kaderschmiede.

Aber ist Joe Biden ein Katholik, wie ihn sich die 196 Erzbischöfe und Bischöfe der Catholic Church of the United States wünschen?

Der Sprecher der bischöflichen Gottesmänner von der Ost – bis Westküste der United States, ist der Erzbischof von Los Angeles, José Horacio Gómes, der weder im Jahre 2019 noch im Jahre 2020 durch Papa Francesco in den Rang eines Kardinals der Chiesa di Roma erhoben wurde, und nur ein ganz naives Kirchenmitglied – weide meine Lämmer, weide meine Schafe – kann darin nicht eine Brüskierung des Oberhirten von Los Angeles durch Your Holiness erblicken.

Joe Biden, Frau Merkel gratulierte ihm als eine der Ersten und lud ihn spontan, ihrer Art gemäß, nach Berlin ein, hat aber nicht nur ein Bild des 266. Rappresentante di Gesù Cristo sulla terra auf einen Beistelltisch im Oval Office gestellt, nein er befürwortet auch das Recht der Frauen auf Abtreibung ihrer Leibesfrucht, und das hat José Horacio Gómes, tief in seinem Herzen erzürnt, dem nicht bekannt zu sein scheint, dass man nicht mit Steinen wirft, wenn man im Glashaus sitzt, und von einem Sexskandal in den nächsten stolpert, wie das nicht nur in der Catholic Church of the United States der Fall ist. Deutschlands Bischöfe können davon ein garstig Lied singen, wie auch der Erzbischof des Laschet-Landes, Nordrhein-Westfalen, Rainer Maria Woelki, der so lustig ist, dass er auch als Prinz Karneval auftreten könnte, denn der Unterschied zwischen Kirche und Karneval ist wirklich nur marginal.

José Horacio Gómes ist aber nicht irgendein Gottesmann, sondern gehört der Praelatura Sanctae Crucis et Operis Dei an, die am 2. Oktober 1928 von dem spanischen Priester Josemaria Escrivá de Balaguer y Albás gegründet, und von Johannes Paul II. zum Seligen und Heiligen erhoben wurde. Der Heilige war ein Freund Francisco Francos, der im Spanischen Bürgerkrieg die II. Republik erfolgreich bekämpfte und mit der Kirche einen Teufelspakt, wie Adolf Hitler und Benito Mussolini, schloss, dem hunderttausende Spanier zum Opfer fielen, unter ihnen auch der Dichter Federico del Sagrado Corazón de Jesús Garcia Lorca, Autor der Dramen Bodas de Sangre, Bluthochzeit, La Casa de Benarda Alba und Yerma, während Pablo Picasso über die Pyrenäen nach Frankreich fliehen konnte, und zu einem der berühmtesten und bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts wurde.

Und obwohl Präsident Biden am ersten Sonntag nach seiner Vereidigung auf den Stufen des Capitols, die Holy Trinity Church in Washington besuchte, um Gott für seine Wahl zu danken, wie anzunehmen, musste er einen Brief des Opus-Dei-Bischofs aus der Stadt Los Angeles, sie erhielt am 4. September 1781 offiziell durch Felipe de Neve, dem Gouverneur des Königs von Spanien, Karl III., den Namen ‚El Pueblo de la Reine des Los Ángeles‘, in der Sprache der Deutschen ‚Das Dorf der Königin der Engel‘, zur Kenntnis nehmen, in welchem nicht nur Segenswünsche im Namen der Bischöfe der Catholic Church of the United States enthalten sind, sondern auch solche Worte stehen sollen, dass eine Abtreibung der Leibesfrucht ein moralisches Übel, welches Gott zutiefst erzürne, wie missbillige, und darum niemals Privatsache sein dürfe, denn wo käme man denn hin, wenn Amerikas Frauen über ihren Körper selbst entscheiden könnten? Das wäre immer noch Sache der Männer, heiliger Männer, geweihter Männer, sprich katholischer Bischöfe, die den heiligen Zölibat lebten, um des Himmelreiches willen. Auch Worte wie Empfängnisverhütung, Ehe und Gender thematisierte der Gottesmann aus Los Angeles an den 46.Präsidenten der United States.

Ob Joe Biden, der 78-jährige, beim anschließenden Lunch mit seiner Frau über den Inhalt des Briefes, den ihm der Vorsitzenden der United States Conference of Catholic Bishops zum Beginn seiner Amtszeit schrieb, sprach, oder in seinem Herzen bewahrte – wer weiß das schon. Aber die Medien berichteten, dass nicht alle der 195 Erzbischöfe und Bischöfe der United States den Brief des 196. unter ihnen für hilfreich und gut fanden, unter ihnen der Erzbischof von Chicago, Blase Joseph Kardinal Cupich, der sich von dem Brief seines Kollegen aus Los Angeles an den 46. Präsidenten der United States distanzierte. Auch irritiere ihn, wie die Medien berichteten der scharfe Ton des geschätzten Kollegen aus der Stadt der Engel, auch stehe er in auffallendem Kontrast zu der verstehenden Milde, mit dem die United States Conference of Catholic Bishops die Politik Donald Trumps begleitet habe.

Nur zwei Tage dauerte es, bis der Sprecher der 196 holy men eine der ersten Amtshandlungen des Katholiken Joe Biden mit seinem erzbischöflichen Tadel belegte, nämlich den Erlass zur Verhütung und Bekämpfung von Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung, in welchem sich Biden auf das Urteil des Supreme Court stützt, in dem sieben der neun Richter Katholiken sind, und zwar sollen es nicht nur Katholiken, sondern ultra konservative Katholiken sein, unter ihnen Amy Coney Barrett, die Mutter von sieben Kindern, zwei davon hat sie adoptiert – gut so, die als strikte Gegnerin der Abtreibung bekannt ist, und die Fahne der Sexualmoral ihrer Kirche wie eine Fahne vor sich her trägt. Auch stimmte sie mit ihren konservativen Kollegen am 25. November 2020 gegen eine Beschränkung der Teilnehmerzahl bei Gottesdiensten wegen der Covid-19-Pandemie.

Was hat Frau Merkel für ein Glück, dass Amy Coney Barrett nicht im Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sitzt. Die deutschen Bischöfe wagen nicht vor das höchste deutsche Gericht zu ziehen, und gegen die Kirchenschließungen durch Frau Merkel eine Entscheidung der Richterinnen und Richter in den roten Roben herbeizuführen, weil Sie vom deutschen Staat, wie Minister, alimentiert werden, denn wer beißt schon die Hand, die einem die Wurst hinhält?

Im Erzbistum Köln treten derzeit Mitglieder ‚der einzig wahren Kirche‘ in Scharen aus der Glaubensgemeinschaft der wahren Kinder Gottes aus, und die Gefahr besteht, dass der gute Rainer Maria Kardinal Woelki, der 95. Erzbischof von Köln, bald allein in seinem Dom steht, und die Frage stellt – mein Gott, warum hast du mich verlassen. Ja, warum wohl?



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