Kulturmanager, Literat & Satiriker


05. Januar 2023

Benedikt XVI.

ist in die Herrlichkeit seines Gottes eingegangen, dessen Wirken er als Großtheologe der Kirche, nicht wenige bezeichneten den Mann aus Marktl am Inn als den Augustinus des 20. und 21. Jahrhunderts, bezeugte. Und in der Tat, niemand hat wahrscheinlich mehr über das Wesen und Geheimnis Gottes, die Jungfrau und Engel und Teufel nachgedacht als Joseph Aloisius Ratzinger, der den Römischen Katechismus des Jahres 1992 inhaltlich zu verantworten hat, der von seinem Vorgänger, Johannes Paul II. in Auftrag gegeben, am 11. Oktober 1992, dem dreißigsten Jahrestag seit der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils veröffentlich wurde, denn den Vorsitz der aus zwölf Kardinälen und Bischöfen bestehen Katechismus-Kommission hatte der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, die von 1542 bis 1908 Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis hieß, inne – Joseph Kardinal Ratzinger.

Und wir lesen in diesem Glaubensbuch der katholischen Kirche des Jahres 1992: Gott, der in unzulänglichem Lichte wohnt, will die Menschen, die er in Freiheit erschaffen hat, sein eigenes göttliches Licht mitteilen, um sie in seinem einzigen Sohn als Söhne anzunehmen.

Bei diesen Worten stutzt der kritische Leser, und fragt sich, hat nicht der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs den Menschen als Frau und Mann erschaffen, nachzulesen in dem ersten der fünf Bücher Moses, Genesis, und wenn das so ist, wie konnte Joseph Ratzinger und seine Kollegen die Frauen übersehen, wo sie doch eine Jüdin als Himmelskönigin anbeten, über die auf Seite 160 des von Johannes Paul II initiierten Katechismus steht: Maria ist Jungfrau geblieben, als sie ihren Sohn empfing, Jungfrau, als sie ihn gebar, Jungfrau, als sie in trug, Jungfrau, als sie ihn an ihrer Brust nährte. Eine Definition, die wir nicht Joseph Ratzinger verdanken, sondern, dem Heiligen Augustinus, der die Menschheit auch mit der Lehre von der Hölle drangsalierte, an der die Kirche festhält, wie auch am Fegefeuer, welches Martin Luther abschaffte, der Reformator aus Wittenberg an der Elbe, denn wie lesen wir auf Seite 295 des Ratzinger-Katechismus: Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt, und dass sie ewig dauert. Die Seele derer, die im Stande der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, das ewige Feuer.

Wer denkt da nicht an Dantes Göttliche Komödie, wie an die Darstellungen des Jüngsten Gerichtes von Luca Signorelli im Dom von Orvieto, oder an Michelangelos Gemälde in der Sixtinischen Kapelle, denn auf Seite 300 darf man lesen: Die hochheilige römische Kirche glaubt fest und behauptet fest, dass am Tage des Gerichts alle Menschen mit ihren Leibern vor dem Richterstuhle Christi erscheinen werden, um über ihre Taten Rechenschaft abzulegen.

Auch die Chinesen, Inder und Japaner, fragt sich der Leser, der in dem Katechismus, bestehend aus 816 Seiten hin und her blättert, wie die Lebenden und Toten von Nord– und Südkorea, die Araber und Afghanen, die an andere Götter oder an gar keine Götter glauben, weder an Buddha, noch Brahma, den Schöpfer und Vishnu den Bewahrer, Saravati, die Göttin der Weisheit und Lakshmi, die Göttin des Wohlstands. Auch die Japaner haben eine Fülle von Göttinnen und Göttern, wie Kotan-kar-kamuy, den Schöpfergott und Ape-huci-kamuy, die Feuergöttin, zu denen sie in ihren Tempeln beten.

Friedrich der Große schrieb in seinen Theologischen Streitschriften, als Sendbote des Kaisers von China in Europa, Phihihu, in seinem zweiten Brief, an den erhabenen Kaiser in Peking: Heute war ich im großen Tempel der Christen. In diesem Tempel ist eine große Menge von Altären, und vor jedem Altar steht ein Bonze. Jeder Bonze, vor dem das Volk auf den Knien liegt, macht einen Gott. So viele Götter aber auch durch Murmeln gewisser Zaubersprüche gemacht werden, es ist immer nur ein und derselbe Gott, behaupten sie. Dass sie das sagen, wundert mich nicht, unbegreiflich aber ist mir, dass das Volk das glaubt. Die Bonzen gehen dann auf diesem schönen Weg weiter, und sobald der Gott gemacht ist, essen sie ihn auf. Einen so seltsamen Gottesdienst hätte der große Konfuzius lästerlich und anstößig empfunden.

Und in seinem dritten Brief an den Kaiser von China schreibt sein Botschafter in Italien Phihihu, alias Friedrich der Große von Preußen, über die Priester: Ihr Gott ist ihnen nur ein Vorwand für ihre Herrschsucht, und ihren Geiz, die Religion dient ihnen nur zur Befriedigung ihrer Leidenschaften. Daher ihr frommer Eifer, ihre rastlosen Bemühungen, alle zu verbrennen, die die Ketten der Knechtschaft zu zerreißen suchen.

Benedikt XVI. war der 265. Stellvertreter des Jesus von Nazareth, der als Wanderprediger durch Galiläa zog, und das Reich Gottes predigte, und der Mann, auf den er seine Kirche gründete, der Fischer Petrus, sagte im Palast des Pontifex Kaiphas: Ich kenne den Menschen nicht, der laut dem Evangelisten Matthäus gesagt haben soll: Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Und bei Lukas müssen wir lesen: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.

Mehr als 1.500 Jahre wurden die Menschen Europas durch das Christentum geprägt, und gnadenlos drangsaliert, bestimmten die römischen Päpste und die Reichsbischöfe das öffentliche Leben, die Familie, die Ehe, die Liebe, die Bildung, das Recht und den Staat, und der Kirchenstaat, im Jahre 756 gegründet, und im Jahre 1870 durch das Königreich Italien erobert, war einer der grausamsten Terrorstaaten auf dem Boden Europas, und noch heute haben die Stellvertreter Christi die absolute legislative, judikative und exekutive Gewalt über den Vatikanstaat, den Pius XI. durch den Faschisten Benito Mussolini zurückerhielt, aber nicht Rom und den Kirchenstaat, sondern das Gebiet des heutigen Vatikanstaates, mit dem Papst als absoluten Despoten, und man möchte sich nicht vorstellen, was wäre, wenn Franziskus noch als Despot über den Kirchenstaat herrschen könnte, wie Pius IX., der vom 21. Juni 1846 bis 1870 als Despot über Rom regierte, 1850 das Judenghetto wieder errichtete und den Talmud auf den Index der verbotenen Bücher setzte, verbrennen ließ, und in seinen Bullen, Enzykliken und Dekreten selbst die Gedankenfreiheit in göttlichem Auftrag unter Strafe stellte, und seinen Scharfrichter, Giovanni Battista Bugatti, alle vermeintlichen Gegner der Kirche köpfen, keulen und viertteilen ließ, denn die päpstliche Justiz kannte keine Verteidigung der Angeklagten, die Ankläger in den Priesterroben waren auch die Richter, wer denkt da nicht an die Islamische Republik Iran oder den Gottesstaat Saudi-Arabien?

Die Menschen schauen nach Rom, auf den aufgebahrten Leichnam Benedikt XVI., der Kirchengeschichte schrieb, indem er als der zweite Papst in der Geschichte der Kirche, nach Coelistin V., der im Jahre 1294, in der Zeit von Juli bis Dezember auf dem Thron der Päpste saß, von seinem Amte nach 7 Jahren, 10 Monaten und 9 Tagen zurücktrat, und niemand der Stellvertreter Gottes wurde so alt, wie der Deutsche aus Marktl am Inn im Landkreis Altötting, dem bedeutendsten Marienwallfahrtsort in Bayern, noch vor Tuntenhausen im Landkreis Rosenheim, dessen Gedanken wir im Katechismus Johannes Paul II. auf jeder Seite wiederfinden, wie auch diese Sätze: Die Kirche ist das Volk Gottes. Das Volk Gottes weist Besonderheiten auf, die es von allen Religionen und Volksgruppen, von allen politischen und kulturellen Gruppen der Geschichte klar unterscheiden: Es ist das Volk Gottes, Glied dies Volkes wird man nicht durch leibliche Geburt, sondern durch die Geburt von oben, aus Wasser und Geist.

Der erste offizielle Großinquisitor der Kirche, die der Sohn Gottes gegründet, war Gian Pietro Kardinal Carafa, der von 1542 bis 1555 die Heilige Römische und universale Inquisition leitete, Ihm folgte Antonio Michele Ghislieri, der am 7. Januar 1566 zum Papst gewählt wurde, und den Namen Pius annahm, Pius bedeutet fromm, gottesfürchtig, liebevoll und pflichtbewusst, und entsprechend handelte dieses Pius V., indem er die Juden zum Verlassen des Kirchenstaates aufforderte und ihnen mit der Exekution drohte, obwohl er einen Juden als Gott anbetete, und dessen Mutter als Göttin und Königin des Himmels, und er verfolgte mit grenzenloser Wut die Protestanten, der verantwortlich war für das Pogrom an den Waldensern, dem tausende zum Opfer fielen.

Ab dem Jahre 1602 bis zum Jahre 1965 waren die Päpste auch Großinquisitoren der Kirche, und Ratzinger, den man das ‚Fallbeil Gottes‘ nannte, war der dritte Kardinalpräfekt der Kongregation, die sich nach dem Tode Pius X. Sanctum Officium nannte. Und Pius X. war der Papst, der sagte: Die jüdische Religion war die Basis der unseren; aber sie wurde ersetzt durch die Lehre Christi, und wir können ihr keinen weiteren Bestand zuerkennen. Und auf diesen Papst gründet sich die Priesterbruderschaft Sankt Pius X., die den Holocaust leugnet, die Demokratie als Staatsform ablehnt, und deren Bischöfe und Priester für die Gründung klero-faschistischer Staaten ihre pastoral säuselnden Stimmen erheben, denn die Demokratie ist der katholischen Kirche wesensfremd.

Benedikt XVI. ist in die Herrlichkeit seines Gottes eingegangen, der seit dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 durch Kaiser Konstantin den Großen, den ersten christlichen Kaiser des Römisches Reiches, zum Gott erhoben wurde, in einen Himmel, den noch kein Radioteleskop und kein Satellit entdeckte und entdecken wird, denn er ist nichts als eine Fiktion, und wir lesen auf Seite 138 im Katechismus des Jahres 1992: Wir glauben und bekennen: Jesus von Nazareth, ein Jude, zur Zeit des Königs Herodes des Großen und des Kaisers Augustus, von einer Tochter Israels in Bethlehem geboren, von Beruf Zimmermann und während der Herrschaft des Kaisers Tiberius unter dem Staathalter Pontius Pilatus in Jerusalem am Kreuze hingerichtet, ist der menschgewordene ewige Sohn Gottes. Er ist von Gott ausgegangen, vom Himmel herabgestiegen und im Fleisch gekommen.

Und auch dieser Satz dürfte nicht ohne das Plazet Ratzingers in den Katechismus Eingang gefunden haben, der da lautet: Die Welt wurde auf die Kirche hin erschaffen. Es ist eine Geschichte, über die Friedrich Nietzsche schrieb: Die christliche Kirche ließ nichts mit ihrer Verderbnis unberührt, sie hat aus jedem Wert einen Unwert, aus jeder Wahrheit eine Lüge, aus jeder Rechtschaffenheit eine Seelen-Niedertracht gemacht.

Heute kann jeder diese Kirche, der er durch die Zwangstaufe angehört, verlassen, ohne für sein Leben fürchten zu müssen. Und zu hunderttausenden und Millionen verlassen Katholiken diese Kirche, und nicht nur um die Kirchensteuer zu sparen, die bereits im 6. Jahrhundert eingeführt, von Karl dem Großen gesetzlich festgelegt, und bis in 19. Jahrhundert eingezogen wurde, sondern weil diese Kirche nicht nur durch ihre Sexualskandale ihre Glaubwürdigkeit verspielt, denn auch wer auf Reformen in dieser Kirche hofft, wie die Gläubigen auf ihrem synodalen Weg, hofft vergebens, denn der Heilige Augustinus stellte die Frage, ob Frauen eine Seele hätten, und Thomas von Aquin beschimpfte die Frauen als minderwertig. Durch die Kirche wurden die Frauen juristisch handlungsunfähig, ohne jedes Erbrecht, sie mussten als Gattin ganz nach dem Willen des Mannes leben, den das Corpus Juris Canonici, das bis 1918 gültige Gesetzbuch der Kirche der Päpste, legitimierte, seine Frau fasten zu lassen, sie zu züchtigen, zu binden und einzusperren, und der Kirchenlehrer Augustinus lehrte, das verheiratete Paare im Himmel schlechtere Plätze erhielten.

Nein, auch Fürstin Mariä Gloria von Thurn & Taxis, die Gebetsfreundin Benedikt XVI., kann nicht hoffen noch Fürstbischöfin von Regensburg zu werden, obwohl das sicher der Kirche gut täte, wenn die Hälfte der Bischöfinnen und Priester Deutschlands Frauen wären, denn unter dem Kreuz auf Golgatha standen die Frauen Jesu, von der wir Maria von Magdala aus dem Evangelium des, Matthäus kennen, denn auch Petrus, der Felsen war geflohen und verleugnete seinen Gott und Meister im Palast des Pontifex Kaiphas, der als Gotteslästerer sterben musste, als er dreimal wiederholte, dass er den Mann aus Galiläa nicht kenne, bevor ein Hahn den Morgen über Jerusalem ankündigte.



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