02. September 2022

Michail Gorbatschow

dem wir die Einheit Deutschlands verdanken, der Friedensnobelpreisträger des Jahres 1990, dessen Leben am 2. März 1931 in Priwolnoje, einem Dorf im Nordkaukasus begann, und der am 30. August starb, hat das Leben von uns Deutschen verändert, indem er Erich Honecker und dem Politbüro der DDR nicht zur Hilfe kam, die auf die Menschen Leipzigs, die friedlich für die Freiheit demonstrierten, schießen lassen wollten. Die Soldaten der Roten Armee, die auf dem Boden der DDR stationiert waren, blieben in den Kasernen und der erste Arbeiter und Bauernstaat der deutschen Geschichte stürzte in sich zusammen, wie ein Kartenhaus, und Willy Brandt konnte sagen: Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Und an der Berliner Mauer stand: Danke Gorbi.

Aber haben es die Politiker des Westens dem Manne gedankt, der auf dem 27. Parteitag der KPdSU im Februar 1986 die Worte Glasnost und Perestroika als Ziel seiner Politik definierte; der den Regimekritiker und Atomphysiker Andre Sacharow rehabilitierte, sich 1988 von der Breschnew-Doktrin distanzierte, und am 2. Dezember 1989 auf dem Kreuzfahrtschiff Maxim Gorki, das im Hafen von Malta ankerte, dem US-Präsidenten George H.W. Bush sagte: Kholodnaya voyna zakonchilas‘, der Kalte Krieg ist zu Ende, the cold war is over?

Wie immer sind die Meinungen zwischen den Historikern, Politikwissenschaftlern und Kommentatoren geteilt, doch der Putsch vom 19. bis 21. August 1991 gegen den am 14.März 1990 auf einem Sonderkongress der Volksdeputierten der Union der Sozialistischen Sowjet Republiken gewählten Präsidenten Gorbatschow, es waren acht Männer, die das Komitee zum Sturze Gorbatschows bildeten, wurde das politische Ende des Mannes eingeläutet, der uns Deutschen die Einheit brachte. Doch es war letztendlich Boris Jelzin, der eine weltweit übertragene Ansprache Gorbatschows als Präsident der sowjetischen Föderation in der Duma unterbrach, die KPdSU für illegal erklärte, und damit nicht nur das Ende des Reiches der Kommunisten, die Schöpfung Lenins und Stalins, sondern auch das politische Ende Michail Gorbatschows besiegelte, und damit eine Entwicklung abwürgte, die aus der UdSSR eine Demokratie gemacht hätte, wie auch Deutschland im zweiten Versuch, nach Hitler, ein demokratischer Rechtsstaat wurde.

Hat Wladimir Putin den Weg Gorbatschows nach Boris Jelzin fortsetzen wollen? Seine Rede vor dem Bundestag am 25. September 2001 lässt dies vermuten, denn er sagte: Das Hauptziel der Innenpolitik Russlands ist vor allem die Gewährleistung der demokratischen Rechte und der Freiheit, die Verbesserung des Lebensstandards und die Sicherheit des Volkes.

In seinem Buch Erinnerungen hinterließ uns Michail Gorbatschow, der Freund Deutschlands und der Deutschen, auch diese Worte: Als Generalsekretär besaß ich eine Machtfülle, die sich mit der eines absoluten Monarchen vergleichen ließ. Aber von Anfang an war es mein Ziel, sie unter demokratische Kontrolle zu stellen, sie legitimieren zu lassen. Und er schreibt, dass die strikte Einhaltung der Gesetze für ihn immer das Wichtigste gewesen, und Gewalt als Mittel der Politik immer unproduktiv gewesen wäre. Dort, wo Gewalt angewendet wird, schrieb Gorbatschow in seinen Erinnerungen – steht am Ende die Niederlage aller.

Der August des Jahres 2022 ist der Monat, in welchem uns Michail Gorbatschow für immer verließ, der uns auch diese Worte hinterließ: Machtgier ist die Ursache für die extreme Intoleranz und Aggressivität der nationalen Eliten in den ehemaligen Unionsrepubliken, die die Interessen der Völker, die den Unionstaat erhalten sehen wollten, ihren eigenen Ambitionen geopfert haben.

Zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, die aus dem Zarenreich hervorgingen, gehörten Russland, Belarus, die Ukraine und zwölf weitere Staaten, darunter Estland, Lettland und Litauen, die unter Boris Jelzin zu selbstständigen Staaten wurden, und die Frage ist, wird Putin den Krieg, den er gegen die Ukraine entfesselte, aus welchen Motiven auch immer, gewinnen, oder steht am Ende seine Niederlage, denn wie schrieb Michael Sergejewitsch Gorbatschow: Dort, wo Gewalt angewendet wird, steht am Ende die Niederlage aller.

In der Geschichte der Völker sind es immer die Unschuldigen, die den höchsten Preis zahlen mussten, müssen und werden müssen, für welche Ideologie auch immer. Die Geschichte ist Perpetuum mobile.

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