Kulturmanager, Literat & Satiriker


23. August 2022

Der Mäzen

Klaus-Michael Kühne, der wahrscheinlich reichste Hamburger in der Geschichte der Freien und Hansestadt, der sich Robert Habeck als Bundeskanzler vorstellen kann, die das können, werden täglich mehr, löst immer wieder Bewunderung, wie Verwirrung und Kontroversen aus, glaubt man der veröffentlichten Meinung durch die Medien, zu dessen Portfolio nicht zuletzt Hapag Llyod und die Lufthansa, gehören. Kühne ist auch Eigentümer des The Fontenay Hamburg, one of the best hotels in the world, und der Kühne Logistics University. Man schätzt sein Privatvermögen auf mehr als 14 Milliarden Euro, und es gibt nur wenige auf der Welt die reicher sind als er, der Hamburg, seiner Vaterstadt eine Oper bauen wollte, die in der Hafen-City errichtet werden sollte, wo auch der Elbtower gebaut wird, mit 225 Metern nicht nur das höchste Gebäude Hamburgs, sondern der dritthöchste Tower Deutschlands nach dem Commerzbank-Tower und dem Messeturm in Frankfurt am Main, das auch Mainhattan genannt wird.

Wenn auf einen Mann der Freien und Hansestadt Hamburg das Wort Mäzen zutrifft, dann nicht zuletzt auf Professor Dr. h.c. Klaus-Michael Kühne, den Förderer der schönen Künste und des Sports, und wen man an ihn denkt, denkt man an große Mäzene, die bis heute ihre Spuren hinterließen, wie Cosimo de Medici und vor allem sein Enkel Lorenzo Magnifico, in Florenz, die als Stadt der Medici in die Geschichte einging, den Mäzen Sandro Botticellis und Michelangelos, und über die Medici und viele Päpste hinaus bis zu Gaius Maecenas, dem Vertrauten und Berater des Augustus, der von seinem Freund, dem Dichter Horaz in einer Ode mit der Anrede atavis edite regibus, Spross aus altem königlichen Geschlecht geehrt, um das Jahr 70 vor Christus in Arretium, dem Arezzo unserer Tage geboren, und in der Schlacht bei Philippi im Jahre 42 an der Seite seines Freundes Octavian, gegen die Caesar-Mörder Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus kämpfte, auf den die Bezeichnung Mäzen für wohlhabende Förderer der Künste und Wissenschaften zurückgeht.

Die Stiftung des Klaus-Michal Kühne ist Principal Sponsor der Elbphilharmonie, und ermöglichte 2014 die Gründung des Internationalen Musikfestes Hamburg, sowie das Eröffnungsfestival der Elbphilharmonie im Januar 2017.

Doch nicht nur die Elbphilharmonie ist ein Förderschwerpunkt der Kühne-Stiftung, auch die Hamburgische Staatsoper, die Oper Zürich, das Internationale Musikfest Hamburg, die Salzburger und Luzerner Festspiele und der Musiksommer am Zürichsee werden durch den Mäzen Klaus-Michael Kühne unterstützt, wie nicht zuletzt das Staatsorchester Hamburg und Kühne ist nicht zuletzt ein Freund der Literatur, der das Harbour Front-Literaturfestival ermöglicht.

Und man fragt sich, warum der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg unter dem Nachfolger des Olaf Scholz, Dr. Peter Tschentscher – der erste Bürger Hamburgs ist kein Volljurist, sondern Humanmediziner, der über das Thema Zur Immunchemischen Unterscheidung hochhomologer Proteinstrukturen am Beispiel schwangerschaftsspezifischer Glykoproteine zum Doktor der Medizin promoviert wurde, was beweist: nicht nur Volljuristen können in der Demokratie Karriere machen – dem Mäzen Klaus-Michael Kühne und dessen Projekt einer Oper in der Hafen-City eine Absage erteilte, wenn man an die Oper in Kopenhagen denkt, die der Reeder Arnold Maersk Mc-Kinney Moller der Stadt und dem Land Dänemark zum Geschenk machte, der am 16. April 2012 im Alter von 98 Jahren verstarb. Die Schiffe der Maersk-Group gehören zum Hamburger Hafen, wie die Elbphilharmonie, denn die Reederei Hamburg-Süd, im Jahre 1871 von elf Hamburger Handelsherren gegründet, gehört seit dem 1. Dezember 2017 zur Moller-Maersk-Group, wie die Maersk-Line, die größte Containerschiff-Reederei der Welt, und der Reeder Arnold Maersk Mc-Kinney Moller ließ von dem Architekten Hennig Larsen in nur drei Jahren und vier Monaten die Oper bauen, vom Juni 2001 bis 1. Oktober 2004, und das, obwohl die Kopenhagener eine Oper schon hatten, die in zwei Jahren gebaut wurde, nämlich vom Oktober 1872 bis Oktober 1874, da staunt nicht nur der Berliner, sondern auch der Hamburger. Und Opern werden in Kopenhagen in beiden Häusern aufgeführt, dabei hat Kopenhagen 602.000 Einwohner, während in Hamburg mehr als 1,8 Millionen Menschen beiderlei Geschlechts wohnen, und die Zahlen könnten den Zahlenmenschen und Philanthropen Klaus-Michel Kühne auf den Gedanken gebracht haben, dass auch Hamburg noch eine zweite Oper benötigen könnte, denn die Stadt, so dachte wahrscheinlich der Multimilliardär, hat ja auch noch den alten Konzertsaal, die Laeizshalle, die durch den Reeder Carl Heinrich Laeisz, und seine Frau Sophie Christine, finanziert und von 1904 bis 1908 gebaut wurde, die im Jahre 1908 mit ihren 2025 Plätzen das größte und modernste Konzerthaus des Deutschen Kaiserreiches war, zu dem auch die Städte Königsberg, Danzig Memel und Tilsit in Ostpreußen, Breslau in Schlesien, und Posen in Westpreußen gehörten.

Und weiter könnte der Philanthrop Klaus-Michael Kühne gedacht haben, Hamburg ist, nach New York und London die drittgrößte Musical-Stadt of the World, mit vier Theatern, davon zwei auf der Elbinsel Steinwerder, und hat nicht Berlin drei Opernhäuser, die jeden Abend ihre Tore öffnen.

Und da Uwe Seeler für immer und ewig die Erde verließ, einer der 36 Ehrenbürger seiner Vaterstadt, wie Otto von Bismarck, Paul von Hindenburg, Helmut Schmidt, Johannes Brahms, Herbert Wehner, Rudolf Augstein – unter ihnen auch fünf Frauen, nämlich Ida Ehre, Marion Gräfin Dönhoff, Hannelore Grewe, Loki Schmidt und Kirsten Boie – dachte wahrscheinlich Klaus Michael Kühne, der seinen Wohnsitz in Schindellegi innerhalb der politischen Gemeinde Feusisberg im Kanton Schwyz hat, welches erstmals im Jahre 1220 als Lagerplatz von Schindeln urkundlich erwähnt, man könne doch das Volksparkstadion in Uwe Seeler-Stadion umbenennen. Auch wollte Klaus Michael Kühne dem von Schulden geplagten HSV, der HSV ist mit 86.971 Mitgliedern nicht nur der neuntgrößte Sportverein in Deutschland, 120 Millionen zukommen lassen, und seine Aktien-Anteile von 15,21 auf 39,2 Prozent erhöhen. Doch man las und staunte, dass der HSV die Offerte nicht annehmen wolle, und der dies artikulierte, war Marcell Jansen, der am 4. November 1985, dem Jahr, in welchem Michael Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU wurde, weder in Hamburg, Bremen, Lübeck noch Lüneburg, sondern in Mönchengladbach geboren wurde, und nicht nur in Mönchengladbach spielte, wie Jupp Heynckes, Berti Vogts und Günter Netzer, sondern in der Saison 2007/08 beim FC Bayern München kickte und seit dem 19.Januar als Präsident des HSV amtiert.

Kann man 120 Millionen Euro einfach ignorieren, denn wie sagte schon der Erbauer des Kolosseums zu Rom, Kaiser Vespasian, der durch den erbeuteten Tempelschatz von Jerusalem im Jahre 70 nach Christus den Bau finanzierte – non olet, Geld stinkt nicht?

Was Marcell Jansen dachte, der nicht für den HSV, sondern in den Jahren von 2005 bis 2015 45-mal für Deutschland spielte, als er die Offerte ablehnte, ist reine Spekulation, doch vielleicht dachte der erfolgreiche junge Mann, dass er die Macht nicht teilen wolle, auch nicht mit Klaus Michael Kühne, doch wer in der Causa zuletzt lacht, ist noch nicht entschieden, denn wer Klaus Michael Kühne in der Elbphilharmonie erlebte, kommt zu der Erkenntnis, dass der reiche zurückhaltend auftretende Hamburger Kaufmann, heimatberechtigt in Schindellegi, wo vier Schlachten geschlagen wurden – während des Alten Zürichkriegss von 1439-1450, der Kappelerkriege, die von 1529 bis 1531 ausgetragen wurden, der Villmenerkriege von 1656 bis 1712 und dem Gefecht bei Schindellegi im Jahre 1798 gegen die Franzosen, der weiß das Hamburger Kaufleute selten laut lachen, doch – wie Klaus Michael Kühne – diskret lächeln.



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