Kulturmanager, Literat & Satiriker


26. Juli 2022

Der Leviathan

or the Matter, Forme and Power of a Commonwealth Ecclesiasticall and Civil von Thomas Hobbes aus dem Jahre 1651, gehört zu den bedeutendsten Werken der Staatslehre und das Buch zierte bei seinem Erscheinen eine Riesengestalt mit Krone, gebildet aus menschlichen Leibern, mit Schwert und Krummstab, die sich über einer weiten Landschaft erhob, welche die staatliche und kirchliche Gewalt symbolisierten, doch ob Wladimir Putin und seine Freunde, von dem Buch je gehört haben, ist eine offene Frage, und das, obwohl sein Handeln dem Inhalt des Buches von Hobbes weitgehend entspricht, wie das aller Alleinherrscher im Laufe der Geschichte.

Hobbes, im Jahre 1588 als Sohn eines Landvikars und einer Bauerntochter geboren, der durch die Zuwendungen eines wohlhabenden Verwandten in Oxford studierte, zum Lehrer König Karl II. und Privatsekretär Francis Bacons, dem Philosophen, Schriftsteller, Generalstaatsanwalt und Lordkanzler von Great Britain aufstieg, von dem man bis heute annimmt, dass er unter dem Pseudonym William Shakespeare alle uns bekannten Tragödien und Komödien schrieb – und da Thomas Hobbes auch ein bedeutender Mathematiker war, wie ein Verehrer Galileo Galileis, reiste er in die Toskana, nach Pisa und Florenz, um mit dem Astronom über dessen Erkenntnisse über die Welt, und was diese im Innersten zusammen hält, zu diskutieren.

Im Jahre 1640 verließ Thomas Hobbes London und ging ins Exil nach Frankreich, er war des Atheismus bezichtigt worden, denn bereits Sokrates musste im Jahre 399 vor Christus sterben, weil er die Götter leugnete, und auch Hobbes hielt Gott im Gegensatz zu den men of God aller christlichen Konfessionen – den Popes of Rome, den Patriarchen von Moskau und Konstantinopel, wie der Erzbischöfe von Canterbury – für nicht erkennbar, und den Begriff der Seele für nutzlos, der mehrere Jahren mit der Niederschrift seines Hauptwerkes Leviathan – oder Materie, Form und Macht eines kirchlichen und bürgerlichen Gemeinwesens beschäftig war, dessen Bild vom Menschen pessimistischer nicht sein konnte.

Thomas Hobbes erblickte scharf rechnende Herrennaturen die sklavische Herdenmenschen beherrschten, und für beide gilt, die Herren und die Sklave.: die Menschen werden nicht von Zuneigung zu anderen geleitet, sondern von Eigeninteressen, dem egoistischen Streben nach einem Leben in möglichst großer Sicherheit und Bequemlichkeit, und sie leben in ständiger Angst vor Mangel, Not und staatlicher Willkür, und darum schließen sie mit dem Herrscher einen Gesellschaftsvertrag und übertragen ihm ihre Rechte.

Wer denkt, wenn er über die Philosophie Thomas Hobbes und seiner Staatslehre reflektiert nicht heute und zuerst an Wladimir Putin, und die ihn tragenden Persönlichkeiten, vor allem die Freunde aus Sankt Petersburg aus KGB-Tagen, wie Igor Setschin, Nikola Patruschew und Dimtri Medwedew die mit ihm reich und mächtig wurden, und die Freiheiten der Ära Gorbatschow und Jelzin beendeten?

Putin, der Zar, erhebt sich wie der Leviathan, das Ungeheuer aus dem Buch Hiob des Alten Testaments, niemand kennt die Autoren dieses erbaulichen Buches – auch Moses hat seine fünf Bücher nicht selbst geschrieben – über Russland, der tausende Kirchen seit dem Jahre 2000, dem Jahre seiner Machtergreifung, erbauen ließ, und das Imperium Russian wieder errichten will, zu welchem nicht nur die Ukraine gehörte – im Jahre 1945 reichte das Rossyskaya Imperiya bis zur Elbe und zum Thüringer Wald, in welchem Josef Stalin, der Väterchen genannt wurde, weitgehend die Spielregeln bestimmte.

Und in der Tat, die Milchbauern und die Bierbrauer nicht nur Bayerns, sondern auch Sachsens und im Rest Deutschlands, die Manager aller Zweige der Industrie in Deutschland und Europa, blicken besorgt auf den Mann aus Sankt Petersburg, der sich als Nachfolger Peter des Großen sieht, des Gründers der Stadt an der Newa und dem Finnischen Meerbusen, die ihren Namen jedoch nicht diesem Zaren, sondern dem Apostel des Iskupitel‘, des Erlösers Jesus Christus, Petrus aus Bethsaida am See Genezareth verdankt. Dem Erlöser, dem Iskupitel‘ ließ Wladimir Putin Kirchen über Kirchen erbauen, Kirchen mit sieben goldenen Kuppeln, welche die sieben Himmel Gottes symbolisieren. Auch die Kirche der Russischen-Streitkräfte hat sieben vergoldete Kuppeln, erbaut aus Anlass des 75. Jahrestages des Sieges der Roten Armee über Hitler-Deutschland, und nicht zuletzt die Deutschen erheben die bange Frage, wird Putin, der Zar aller Russen gnädig sein, und uns weiter Gas und Öl bescheren, oder wird er uns würgen, bis wir unsere Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für ein Linsengericht preisgeben, und Selenskyj den guten Rat geben, flieg in das Land der angeblichen Freiheit, in die United States, und überlasse die Ukraine Wladimir dem Großen, in dessen Datschen und Palazzi mit denkbar größter Wahrscheinlichkeit Bilder Peters des Großen, gemalt von Ilja Sergejewitsch Glasunow, dem Ikonenmaler und Porträtmaler, hängen, der ein Gegner der Demokratie, doch ein Befürworter der Ständeordnung und der Monarchie, und für die Macher der Dokumenta in Kassel und das deutsche Feuilleton ein Kitschmaler war, die Gerhard Richter als den größten Maler loben und preisen, den Deutschland in den letzten hundert Jahren hervorbrachte, aber fragen, wer war Werner Tübke?

Peter der Große von 1672 bis 1725 lebend, der das Tor nach Westen aufstieß, der Kriege gegen die Türken an der Nordküste des Schwarzen Meeres und gegen die Schweden in Livland und Lettland führte, und mit August dem Starken von Sachsen, der von 1670 bis 1733 lebte, den Schwedenkönig Karl XII. besiegte, wird als Vorbild Wladimir Wladimirowitsch Putins von den politischen Analysten, sprich Auguren, genannt, der die Ukraine im Spaziergang erobern wollte, und dabei wahrscheinlich an die Annexion der Krim dachte, die am 18.März 2014 erfolgte, und keinen Tag länger dauerte, und einem Russen und zwei Ukrainern das Leben kostete, und Frau Merkel zu den Worten hinreißen ließ – dass dies kein freundlicher Akt gewesen. Und wahrscheinlich hatte Putin gehofft, auch Olaf Scholz werde nicht mehr Worte finden, als Frau Dr. Angela Dorothea Merkel, der Name Dorothea bedeutet Gottesgabe, und in der Ministerrunde die Frage stellen würde, möchte noch Eine oder Einer etwas sagen? Ich sehe, das ist nicht der Fall, dann kommen wir zu TOP-12, das 9-Euro Ticket der Deutschen Bundesbahn. Bitte Herr Kollege Wissing.

In der Ukraine wird auch für die Freiheit der Deutschen gekämpft lesen wir täglich, und erinnern uns an die Worte des 14. Verteidigungsministers der Bundesrepublik Deutschland, Peter Struck, dass die Freiheit von uns Deutschen auch am Hindukusch verteidigt werde, ein Land, in welchem die Russen zuerst ihr Waterloo erlebten und im Jahre 2021 die US-Truppen und ihre Verbündeten, darunter auch deutsche Kämpferinnen und Kämpfer, und Joe Biden fand es angeblich nicht einmal für nötig seine mit ihm verbündeten Europäer über seine Flucht aus Afghanistan zu informieren, eine Untat, die sicherlich Putin zu der Beurteilung gelangen ließ, dass die Einvernahme der Ukraine mit einem Frühlingsspaziergang vergleichbar sein müsse, und ihm auf dem Wege nach Kiew Jesus von Nazareth erscheine und ihn bis Kiew, Warschau und Berlin begleiten werde, denn erschien nicht der Erlöser, nach seiner Auferstehung von den Toten im Jahre 33 seinen Jüngern auf dem Wege nach Emmaus, wie wir im Evangelium des Lukas lesen? Und gibt es eine Kirche in Russland, in der nicht von einer der Wände der Evangelist Lukas auf den Betrachter blickt? In der Hauptkirche der russischen Streitkräfte im Park Patriot in der Oblast Moskau, der viertgrößten Kirche Russlands, Jesus Christus, dem Iskupitel‘, dem Erlöser geweiht, sollen sich unter den Heiligen und Erzengeln, aus Mosaiken gebildet, auch die Hüter der Kirche Russlands, Stalin und Putin befinden, nur überragt von der vergoldeten Figur des Christus, welche die stolze Höhe von 11.694 Zentimetern erreicht, zur Erinnerung an die 11.694 Helden der Sowjetunion die im Kampf gegen Hitler-Deutschland geehrt wurden.

Und wer sieht nicht noch die deutschen Ministerinnen der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen und Annegret Kramp-Karrenbauer, irgendwo in der Geröllwüste der Region um Kundus zwischen deutschen Helden, und tönen: Die Menschen in der Heimat stehen voll hinter Ihnen? Und wer erinnert sich nicht an die Fotos, und TV-Berichte, als der 17., wie jüngste Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland, Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg, mit seiner Frau, Stephanie zu Guttenberg, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen, Ur-Urenkelin des Fürsten Otto von Bismarck, dem Kanzler des Königreichs Preußen und des Deutschen Bundes, der das Deutschen Kaiserreich im Spiegelsaal des Chateaux von Versailles am 18. Januar 1871 gründete, nach Afghanistan flog?

Karl-Theodor zu Guttenberg, der beliebteste Politiker der Ära Merkel, reiste neunmal als Secretary of Defense in das Land, der das Wort Krieg in die Diskussionskultur einführte, und trotzdem der beliebteste Politiker blieb, denn der Krieg in Afghanistan war für das politische Berlin eine begrenzte militärische Operation, bei der 53 deutsche Soldatinnen und Soldaten starben, und auch Zar Putin spricht von einer begrenzten militärischen Operation gegen das Brudervolk der Ukrainer. Doch wer als Russe das Wort Voyna benutzt, muss damit rechnen, dass in der Frühe des Morgens streng blickende Herren an seine Tür klopfen, und ihn fragen, warum haben sie das Wort Voyna, benutzt? Und Iwan Gorbatschow antwortet, dass er das Wort, welches in der Sprache Goethes Krieg bedeutet, nie benutzt habe, doch er wird trotzdem der liebende Sorge des Zaren anheimfallen, und auf unbestimmte Zeit in einem Arbeitslager über die Bedeutung des Wortes Voyna reflektieren dürfen. Ist das eine Meldung, die noch Aufsehen zu erregen imstande ist? Da doch schon eher die Nachricht, dass Michael Kretschmer, der vierte Ministerpräsident Sachsens nach der Wiedervereinigung der Deutschen in Frieden und Freiheit, eine Einfrierung der militärischen Operationen in der Ukraine empfiehlt, eine Empfehlung, die sicher Putin zum Nachdenken zwingen könnte.

Doch wie friert man einen Krieg ein, damit wir Deutschinnen und Deutschen nicht frieren? Ob Friedrich Merz seinen Parteifreund aus Sachsen bereits fragte, was er unter Einfrierung verstehe, ist nicht bekannt, doch bekannt ist, dass Silvio Berlusconi, il grande statista e il maggiore seduttore, der ‚große Staatsmann‘ und ‚größere Verführer, mit Giorgia Meloni, der Präsidentin der fratelli d’Italia, il bel fascista, die täglich Kerzen vor dem Bild Benito Mussolinis in ihrem Schlafzimmer, nella sua camera da letto, anzünden soll, Mario Draghi die Lust am Weiterregieren verunmöglichten, dabei attestiert durch den Capo der Lega Nord, Matteo Salvini, der das weiße Hemd, la camicia bianca, meistens offen trägt, und nicht nur seine Brust, sondern ein Kreuz, mit dem corpo del Redentore, dem Körper des Erlösers, den Frauen und Jungfrauen, donne e vergini als Schauobjekt anbietet. Auch der Boss der Cinque Stelle, Giuseppe Conte, und auch Beppe Grillo, der Politiker, Komiker, Schauspieler und fondatore des Movimento Cinque Stelle, der wie Petrus, der erste Papst der Chiesa cattolica aussieht, soll am Pokertisch in der römischen Villa Berlusconis an der Via Appia antica gesessen haben, um mit dem Sturz Mario Draghis Wladimir Putin eine Freude zu machen, fare un piacere.

Und die Frage stellt sich an unseren Kanzler, jetzt wo Mario Draghi keine Waffen mehr an Selenskyj wird liefern können, denn Mario Draghi sagte grazie e basta, ich fahre auf meinen Landsitz bei Perugia ob er die Waffen liefert, schwere Waffen, mit denen Selenskyj bis Moskau schießen lassen kann.

Silvio Berlusconi, wie la bella Giorgia Meloni, sollten sie die Wahlen gewinnen, werden zuerst nach Moskau fliegen, und Wladimir il Grande versichern, dass sie keine Einwände hätten, se estendesse il suo imperio russo al Reno, sollte er bis zum Rhein sein Imperium ausdehnen wollen, denn auch die Römer hätten ihr Reich schon bis zum Rhein und Donau ausgedehnt, sia lodato Gesù Cristo. Und dann fehlt noch der Sieg von Donald Trump im Jahre 2024 und der Sieg von Marine Le Pen im Jahre 2027, und die europäische Idee wird mit Pauken und Trompeten zu Grabe getragen, denn wie ließ schon der Dichter Friedrich Schiller in seinem Drama ‚Die Jungfrau von Orleans‘ den Feldherrn Talbot sagen: Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens, Dazhe bogi tshchetno boryut-sya s glupost’yu, anche gli dei lottano invano con la stupidità, wie Mario Draghi sagen würde.



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